Unter Werbe-Geiern

Die als Satire über die Werbebranche getarnte, handzahme Komödie "Viktor Vogel - Commercial Man" kommt nicht in Fahrt - obwohl ein Autokonzern kräftig mitfinanziert hat. Auch für die angeblich ganz neuen deutschen Komödien gilt: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Product Placement ist ein alter Hut. Neu ist allerdings, daß Opel einen Film mitfinanziert und darin ein aktuelles Modell ausführlich featuren läßt. Denn unser leicht "spleeniger" Titelheld (Alexander Scheer) mit dem lustigen Namen ist ein junger Nachwuchswerber, der bei der coolen Frankfurter Agentur "Brainstorm" auf seine große Chance hofft: Er möchte - warum auch immer - Art Director werden. Der Karrieresprung scheint aber erstmal mißlungen, weil das Vorstellungsgespräch mit Oberboß Stahl und dem leicht abgefuckten Creative Director Kaminsky (Götz George) nicht so läuft wie geplant. Aber zum Glück - und mit Hilfe des berüchtigten Zufalls - gerät unser junger Träumer der Opel-Marketing-Chefin Johanna von Schulenberg (Maria Schrader) in die Hände, die hier ein großes Talent schlummern sieht. Sofort mit einem Millionen-Etat betraut, ist Viktor nun für den wichtigsten Kunden der Agentur zuständig - und erhält notgedrungen den begehrten Job. Zum beruflichen Erfolg gesellt sich für Viktor folgerichtig auch das private Liebesglück, das ihn in Form der Videokünstlerin Rosa (Chulpan Khamatova) ereilt. Die zarte Romanze der kreativen Twenty-Somethings wird allerdings auf eine arge Zerreißprobe gestellt, als der plötzlich vom ach-so-liebenswert-chaotischen Slacker in Richtung karrieregeiler Werbetyp mutierende Viktor eine Idee Rosas schamlos klaut und für seinen weiteren Aufstieg nutzen will. Ja, ja, der Kapitalismus. Als Rosa ihn verläßt, steht der aufstrebende junge Mann vor der unangenehmen Wahl: Geld oder Liebe? Schnarch.

Im Gegensatz zur allgemein als schnellebig gehandelten Werbebranche, in der der 27jährige Regisseur Lars Kraume seinen zweiten Film angesiedelt hat, holpert diese mit romantischen Obertönen garnierte Komödie wenig tempo- und pointenreich dahin. Da nützen auch poppiges Beiwerk und ein cooler Camouflage-Parka wenig. Die angeblich intimen Branchenkenntnisse des Filmemachers sind vielleicht homöopathischer Natur, denn sie kommen nicht zum Vorschein. Stattdessen wird der Zuseher mit auf dem Reißbrett entworfenen Charakteren bedient, die auch die altgediente Profi-Schauspielerriege nicht mit Leben füllen kann, und dazu mit einer Hauptfigur, die - mit pseudoromantischer Naivität ausstaffiert - eher anödet. Götz George, der als monologisierender Serienmörder Haarmann in Romuald Kamakars beklemmenden Kammerspiel "Der Totmacher" subtile Qualitäten und Souveränität bewiesen hat, ist zu bedauern. Man darf bezweifeln, ob ihm in der immer wieder als erneuert angepriesenen deutschen Filmszene jemals wieder etwas ähnlich Gutes angeboten wird. In diesem halblustigen Komödchen gibt es jedenfalls keinen Platz dafür - der ist schon vom oben angesprochenen beworbenen Auto besetzt: eine Finanzierungsidee, die im (wie das heimische) an chronischem Geldmangel leidenden deutschen Kino hoffentlich ein Einzelfall bleibt, auch wenn es die große Hollywood-Schule (siehe "Charlie´s Angels", "The Saint" etc.) immer wieder so vormacht.

Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.