Collaborational Solo

Während sich die zeitgenössischen Mainstream-Produktionen des HipHop-Sektors größtenteils durch inhaltliche "Bitches, Dope & Sneakers"-Orientierung und narzißtische Selbstdarstellung auszeichnen, hält das schmale "Underground"-Segment der Szene an der politischen und sozialkritischen Gangart des Genres fest - wie im Falle von "The Essence of J. Rawls".

Jason (J.) Rawls, der in der Vergangenheit bereits durch Kollaborationen mit Blackstar sowie durch die mit Partner J. Sands entstandenen Lone-Catalysts-Alben auf sich aufmerksam machte, zählt zu den "Rising Stars" des politisierten HipHop-Marktsegments und veröffentlicht nun sein erstes Soloalbum.

"Mir kommt es darauf an, Stimmungen zu erzeugen - es geht nicht um Beats, Drums und Snares, sondern um Musik als Ganzes", beschreibt Rawls sein Credo. Seine Vorlieben für staubige Jazzsamples, Pianoloops, flächige Sounds und geschmeidig rockende Beats lebt er auf seinem Debüt "The Essence of J. Rawls" hörbar aus. Produktionstechnisch hält sich Rawls dennoch eher im Hintergrund und läßt den zahlreich geladenen Emcees wie etwa Dose One, Fat Jon, Mass Influence und Lone-Catalysts-Mitdenker J. Sands musikalisch den Vortritt. Die Emcees sind es somit auch, die den einzelnen Tracks Charakter und Profil verleihen, während ihnen Rawls durch Plazierung dezenter Loops und Samples primär rhythmische Frameworks schafft.

Das hypnotische Astrud-Gilberto-Sample auf "What You Want Is?" läßt gleich zu Beginn ein durchwegs interessantes NuJazz-HipHop-Gemisch entstehen und erweckt Hoffnung auf weitere stilistische Grenzgänge. Diese bleibt jedoch leider unerfüllt - das Album bewegt sich in weiterer Folge zwar zwischen up- und downtempo-jazzigen und souligen Grundstimmungen, bleibt jedoch insgesamt dem klassischen HipHop-Muster verhaftet. Von den melancholischen Untertönen auf "Elegy" bis hin zu den feinen, souligen Harmonien auf "Birds of A Feather" bietet "The Essence..." soliden HipHop mit Fokussierung auf "Rhyme, Message & Harmony", der jedoch durch etwas diffuse und langatmige Arrangements nicht recht zu überzeugen weiß.

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