Dann schon lieber nicht sein

Ein suizidaler Industriellensohn entlarvt den Bruder seines Vaters, der auch der neue Ehemann seiner Mutter ist, als dessen Mörder. Das endet für alle Beteiligten ziemlich tragisch.

Hamlet (Ethan Hawke) ist der rechtmäßige Erbe der Denmark Corporation und in dieser Funktion nicht besonders vielversprechend. Seit sein Vater (Sam Shepard) unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen ist, brütet der arme Junge unter seiner Grunge-Mütze unablässig vor sich hin. Daß seine Mutter Gertrude (Diane Venora) nach nur zwei Monaten Trauerzeit mit Claudius (Kyle MacLachlan), ihrem Schwager, das Ehebett teilt, verträgt Hamlet sowieso überhaupt nicht. Und die einzige Hoffnung in seinem düsteren Leben, die süße Ophelia (Julia Stiles), darf ihn nicht lieben, weil ihr Vater (Bill Murray) Hamlet für einen hoffnungslosen Loser hält.

Eines Abends erscheint Hamlet und einigen Vertrauten der Geist des alten Denmark und berichtet, er seit von seinem Bruder durch ins Ohr getropftes Gift erledigt worden. Fortan widmen sich Hamlet und seine Raver-Freunde nur noch der Entlarvung des feigen Mörders. Dem schmierigen Claudius ist aber nicht gerade leicht beizukommen, außerdem hetzt er Hamlet dessen frühere Freunde Rosenkrantz und Güldenstern auf den Hals, die ihn ausspionieren und für unzurechnungsfähig erklären sollen. Hamlet sammelt trotzdem nach und nach immer mehr Indizien. Doch dann geht eines Abends im Gemach der Mutter etwas furchtbar schief: Ophelias Vater, versteckt im Schlafzimmerschrank von Hamlets Mutter, wird durch eine verirrte Kugel aus Hamlets Pistole getötet. Als Ophelia davon Wind kriegt, zuckt sie aus. Und so geht die ganze Denmark-Scheiße mit Bomben und Granaten den Bach runter...

Michael Almereydas Ansatz, das klassische Drama von Shakespeare ins Corporate Life des heutigen New York mit seinen Faxen, Internet-Highways und Wolkenkratzern zu verlagern, worin sich neben aalglatten Busineß-Typen in Maßanzügen und ihren versoffenen Weibern der ravende, grungende und in H&M-Fetzen gekleidete Nachwuchs tummelt, die aber alle auf altenglisch daherreden, funktioniert irgendwie ziemlich gut. Man bekommt sowohl ein Gefühl für die Größe des Dichters als auch für die Zeitlosigkeit seiner Stücke. Was aber z. B. Kenneth Branagh mit seinem klassizistischen Shakespeare-Interpretationen hervorragend gelungen ist - nämlich der Transport jener tiefen, beim englischen Klassiker immer extrem dargestellten Emotionen -, daran scheitert diese "Hamlet"-Neuauflage. Sie ist gefühlsmäßig leider kaum mitreißend. Und das ist bei einer Shakespeare-Verfilmung ein entscheidendes Manko.

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