Vom Material Girl zur Radiomama

Man kann von ihr halten, was man will - Tatsache ist, daß Madonna auch noch im Herbst 2000 die Pop-Ikone schlechthin ist. Nach fünfzehn Jahren aufwendiger Verkleidungen, etlicher Hits und unzähliger Affären präsentiert die mittlerweile zweifache Mutter dieser Tage ihr neues Album "Music".

Seit 15 Jahren ist Madonna einer der größten Stars der Pop-Szene; 100 Millionen verkaufte Alben machen sie sogar zur erfolgreichsten Pop-Künstlerin aller Zeiten. Mit "Evita" gelang ihr 1995 auch in Hollywood der Durchbruch; nebenbei ist sie noch Chefin ihres eigenen Labels (Maverick), gerade zum zweiten Mal Mutter geworden, und dieses Jahr will sie noch heiraten. Seit dem Beginn ihrer Karriere hat sie so gut wie kein einschlägiges weibliches Rollenklischee ausgelassen, was meist zur Folge hatte, daß ihre jeweils perfekt durchgestyle Verwandlung dankend vom Publikum als neuester Mode-Trend aufgenommen wurde.

Madonnas lang erwartetes und im Vorfeld hoch gelobtes vierzehntes Album "Music" ist mittlerweile offiziell zu haben. Vor einigen Monaten konnte man bereits Teile davon in MP3-Form downloaden, was sie dazu veranlaßt hatte, eine Klage gegen Napster & Co. einzureichen. Schon damals waren euphorische Erwartungen für das fertige Album in den Guestbooks und Foren diverser Fansites zu lesen.

Am einfachsten läßt sich "Music" als Weiterentwicklung des vor zwei Jahren erschienenen "Ray of Light" beschreiben. Der damalige Produzent William Orbit ist auch diesmal wieder mit von der Partie und hat drei Tracks produziert, die unverkennbar an den Elektronik-Pop des letzten Albums erinnern; darunter auch das vom "The Next Best Thing"-Soundtrack bekannte Don-McLean-Cover "American Pie".

Die insgesamt sechs von Mirwais Ahmadzai - der zuletzt mit seinem Album "Production" für Aufsehen sorgte - produzierten Nummern hingegen kommen qualitativ sehr unterschiedlich daher. Teilweise sind sie mit reichlich Acid-Rock und 70er-Elektro-Funk angereichert und durch aufwendigen Vocoder-Einsatz geprägt (bestes Beispiel hierfür ist die erste Single-Auskopplung "Music"); andere Tracks wie "I Deserve It" oder das "Sweet Home Alabama"-inspirierte "Don´t Tell Me" nehmen Anleihen beim Folk und stellen hauptsächlich die Akustikgitarre in den Vordergrund, meist unterlegt mit einem HipHop-beeinflußten Groove.

Die dritten im Bunde der Produzenten sind Guy Sigsworth und Mark "Spike" Stent; sie zeichnen für "What It Feels Like For A Girl " verantwortlich, das wahrscheinlich als zweite Single erscheinen wird - eine ruhige Ballade, in der es um die Rolle der Frau in der Gesellschaft geht.

Bis auf zwei, drei ganz nette Pop-Nummern kann Madonna mit ihrem neuen Album jedoch nicht so recht überzeugen. Größtenteils sind die Songs zu ähnlich aufgebaut und klingen manchmal sogar nach Standardkost à la The Corrs, der einfach elektronisch nachbearbeitet und mit einigen Beats versehen wurde - also nichts wirklich Aufregendes. Wahrscheinlich reicht das Markenzeichen "Madonna" aber trotzdem aus, damit sich "Music" in den Charts nach oben schrauben und demnächst niemand mehr ohne Cowboy-Hut das Hause verlassen wird. Auch egal.

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