Eine Frage der Chemie?

Semisonic haben nicht wirklich mehr als ihren ehemaligen Single-Hit "Closing Time" zu bieten - das bestätigt auch ihr aktuelles Album. Bis auf einige wenige Ausnahmen bietet "All About Chemistry" ziemlich einfallslose und kurzlebige Alternative-Pop-Songs.

Als die aus Minneapolis stammenden Semisonic, bestehend aus Dan Wilson (Gesang, Gitarre), John Munson (Baß) und Jacob Slichter (Drums), 1996 ihr Debütalbum "Great Divide" präsentierten, erregten sie mit ihren gitarrenlastigen Pop-Songs im College-Rock-Stil nur wenig Aufsehen. Erst mit der 1998 erschienenen Single "Closing Time" gelang ihnen der Durchbruch. In den USA schaffte es das zugehörige Album "Feeling Strangely Fine" auf Anhieb in die Top 50 und bekam sogar eine Platinauszeichnung; die zweite Single-Auskopplung "Secret Smile" sorgte für einen weiteren Erfolg sowie die Nominierung für einen Brit Award.

Beim kürzlich erschienenen Album "All About Chemistry" ist die Band ihrem Alternative-Rock-Pop-Stil treu geblieben. Die meisten der Songs sind ähnlich aufgebaut, erinnern an die letzten beiden Alben und handeln von Themen, die innerhalb einer Gruppe zur Sprache kommen - hauptsächlich Liebe, Sex und Beziehungen. Sänger Wilson erklärt, er stelle sich "eine große Gruppe von Freunden auf einer Party vor, auf der jeder auf Dinge zurückblickt, an die er sich immer erinnern will, und auf ein paar, die er am liebsten vergessen würde". So singt er z. B. bei dem langweiligen "True Love" (gemeinsam mit Carole King), wie er mit seiner Geliebten allein sein will; "Get a Grip" handelt wiederum von einem übriggebliebenen Außenseiter, der gegen das Alleinsein ankämpft.

Größtenteils ruhig, mit einer stimmungsvollen Gitarrenmelodie angelegt, begleitet von trockenem Baß, klaren Pianotönen und dezenten Drums, kann man einigen der Songs - allen voran der ersten Single-Auskopplung "Chemistry" und dem witzigen "She´s Got My Number", das mit einer ganzen Reihe von Synthesizern und Samples nachbearbeitet wurde, durchaus das Ohrwurmprädikat verleihen. Auch die stimmungsvolle Pianoballade "Act Naturally" und das epische "I Wish", das mit einem wüsten Jamming endet, welches an die Live-Auftritte der Band erinnert, gehören zu den besser gelungenen Nummern des Albums.

Die sonstige Ausbeute ist allerdings ziemlich mager - und so bietet "All About Chemistry" alles in allem zwölf Mainstream-Herzschmerz-Pop-Songs, die zwar hin und wieder gar nicht so schlecht ausgefallen sind, sich aber nicht gerade durch großartige Innovationen und Einfallsreichtum auszeichnen und schnell in Langeweile enden. Vielleicht hat das nächste Album ja mehr zu bieten. So reihen sich Semisonic jedoch in die lange Liste der durchschnittlichen Pop-Bands ein, die man getrost überhören kann.

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