Verdi-Melange, gut umgerührt

Rechtzeitig zum Verdi-Jahr darf natuerlich auch eine musikalische Lebensäußerung von Andrea Bocelli nicht fehlen. Und das ist gar nicht so gehässig gemeint, wie es sich vielleicht auf den ersten Blick liest...

Andrea Bocelli hat – im Gegensatz zu seinen früheren Aufnahmen – einiges an Gesangstechnik zugelegt. Begleitet wird er auf dieser Platte vom "Jack of all Trades" der klassischen Musik, nämlich Zubin Mehta. Bocelli hat ein durchaus einzigartiges und schön klingendes Stimmtimbre und könnte bei entsprechender Technik glatt in die Liga der großen Tenöre aufsteigen. Zwar hat er - was hier deutlich hörbar ist - grandios zugelegt, das Ergebnis ist aber für den "großen Wurf" immer noch zu wenig.

Das Programm seiner Verdi-CD ist ein Streifzug durch die wichtigsten Opern des Meisterkomponisten. Angefangen von "Il Trovatore" über "Rigoletto" und "Aida" bis hin zu "Don Carlos" und "Macht des Schicksals". Besonders interessant ist, daß sowohl von der Chronologie als auch von der Musikabfolge her recht frei agiert wurde. Warum muß bei "Il Trovatore" mit der "Stretta" begonnen werden, um dann mit der eigentlich vorangehenden Arie fortzusetzen? Warum kommt bei "Rigoletto" der Gassenhauer "La donne..." vor der großen Arie mit Cabaletta? Diese Entscheidungen wurden offensichtlich aus purer Erfolgshascherei getroffen.

Publikumsliebling Zubin Mehta macht für Geld anscheinend schon alles. Schade um ihn, denn er wäre ein technisch grandioser Dirigent, der aber mit solchen Aufnahmen leider immer nur an der Oberfläche herumtümpelt. Wenigstens hat er mit dem Israel Philharmonic Orchestra, dessen Chef er auf Lebenszeit ist, ein superbes Orchester zur Verfügung.

Andrea Bocelli hat sich in den letzten Jahren, wie gesagt, stark verbessert. Manche der Arien sind daher glatt anhörbar, und mittlerweile gelingen ihm fast alle Registerwechsel. Er hat ein wunderschönes Piano und kann mit intelligentem Vortrag punkten. Leider gibt es dazwischen noch einige Phasen, in denen sich seine unausgereifte Intonation bemerkbar macht. Vor allem in der großen Szene des Herzogs aus "Rigolettto" fühlt man sich in frühere Aufnahmen dieses Sängers zurückversetzt, wo es einem sprichwörtlich die Schuhe ausgezogen hat.

Alles in allem ist diese Produktion jedoch eine positive Überraschung. Ob sie aber deswegen Einzug in die Plattenregale von Tenor-Fans bzw. Stimmliebhabern im allgemeinen finden muß, das sollte jeder für sich entscheiden!

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