Ha, ha, Schurke!

Nach Abhandlungen über mörderische Frauen und die pfiffigsten Detektive liefert Klaus Dimmler nun ein Werk rund um die Creme de la creme der Filmhalunken. Ob das Buch wohl hält, was der Titel verspricht?

Wer ist meist die bemerkenswerteste Figur in einem Film? Etwa der Held, sein Sidekick oder die weibliche Begleitung? Ganz im Gegenteil: Der böse Gegenspieler ist nicht nur interessanter, sondern hat oft auch das gewisse Etwas (Sie wissen schon, was gemeint ist). Ob in den herrlich gewalttätigen Action-Knallern der Achtziger oder deren aufpolierten und oft ein wenig seelenlosen Nachfolgern der Neunziger, ob bei Bond oder anderen Agenten-Thrillern - die Hauptdarsteller mußten sich stets bemühen, mit den Schurken mitzuhalten. Man denke nur an die Robin-Hood-Verfilmung mit Kevin Costner: Gegen Allan Rickman sah der Held in Strumpfhosen doch ziemlich blaß aus.

Der Reclam-Verlag hat nun ein Buch herausgebracht, das sich explizit mit den schwarzen Schafen der Filmgeschichte auseinandersetzt. "Die größten Schurken der Filmgeschichte" berichtet von den Verbrechen eines Jack the Ripper (der ja in zahlreichen Verfilmungen sein Unwesen trieb), erzählt Wissenswertes über Dr. Mabuse oder Norman Bates, und auch all die Darth Vaders sowie "Anti-Batmans" wurden nicht vergessen.

Leider verbirgt sich hinter dem verheißungsvollen Titel jedoch vorwiegend unbrauchbares Geplänkel. Viele Kapitel sind nichts weiter als simple Nacherzählungen der Filme, die sich lesen, als wären sie für ein Schulreferat zusammengeschrieben worden. Bei der Auswahl mancher filmischer Figuren greift man sich ebenfalls zuweilen aufs Hirn - was zum Teufel hat Marsellus Wallace ("Pulp Fiction") hier verloren? Welcher geistig gesunde Mensch sieht in Alain Delons Rolle des lautlosen Killers ("Le Samourai") oder Steve McQueens Thomas Crown wirklich einen Bösewicht? Warum verläßt sich der Autor des Eingangskapitels "Der Schurke an sich - und als solcher in der Darstellung", eines faden Sermons über Mephisto und Judas, auf witzlosen Bierzelthumor? Solche Fragen gehen dem zunehmend ungeduldigen Leser hier nach jeder Seite durch den Kopf. Nur der eine oder andere halbwegs nützliche Beitrag rettet dieses Machwerk dann doch vor dem Zwangsentzug der ISBN-Nummer.

"Die größten Schurken der Filmgeschichte" hätte ein vielversprechendes Buch mit extrem hohem Potential werden können. Stattdessen bekommt man ein nutzloses Sammelsurium an Stumpfsinn geliefert, dem es noch dazu an tiefergehendem Informationsgehalt mangelt. Cruelle DeVille sollte den Verantwortlichen das Fell abziehen...

Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.



Über den Herausgeber:
Klaus Dimmler, geb. 1962, lebt als freier Autor in Essen.