Beats zum Verrücktwerden

Wir cruisen in irgendeinem alten Ami-Schlitten durch irgendeine Stadt. Im Tapedeck läuft Kool Keiths neues Album "Lost in Space". Absolute Coolness. Der perfekte Soundtrack für einen glitzernden Tag.

Kool Keith, der sich schon mit etlichen Projekten wie den Ultramagnetic MCs, Dr. Octagon und Dr. Doom einen Namen gemacht hat, schlägt zurück - diesmal ohne Pseudonym, dafür mit feinen Lyrics und fett produzierten Beats! Kein Wunder, zeichnet doch KK persönlich für die Produktion verantwortlich und ist somit Musiker und ausführender Produzent in einem. Diese Kombination macht sich bezahlt.

Auf Samples von alten Platten wird komplett verzichtet, es regieren der Synth und die Drummachine im Studio. Wer sich eines der derzeit üblichen HipHop-Alben mit Goldketten, teuren Autos und wahnsinnig schönen Frauen erhofft, wird unangenehm überrascht sein. Keith schlägt eindeutig eine andere Richtung ein als seine amerikanischen Kollegen ein: Er distanziert sich vom Gangster-Image und versucht HipHop so zu machen, wie er gehört: fresh, deep, undiluted! KK verdreht den Hals nicht nach angesagten Styles, er produziert und rappt, wie es ihm in den Kram paßt. Seine Instrumentals sind eine Reise ins Abseits vom Mainstream, die mit drum´n´bass-artigen basslines, psychotischen Sounds und stimmigen Drums beeindrucken.

Auch die Lyrics bewegen sich auf eher unüblichem Terrain. Keith verzichtet auf jeglichen Diss; er kritisiert seine HipHop-Kollegen auf eine entspannte Weise, wie man es gleich im Opener dieser CD hört. Immer wieder wirft er subtile Kritik am Musikbusineß und seiner Umwelt ein und nimmt sich dabei kein Blatt vor den Mund, ohne jedoch beleidigend zu wirken. Mit einer gewissen Portion Zynismus und Kool-Keith-Humor wird der Zuhörer durch die Welt und die Gedanken des selbsternannten Black Elvis geführt und zum Kopfnicken verleitet. Wer auf Posen, schicke Autos und "meine Beats sind besser als deine, dein Rap stinkt..." ohne Ende steht, wird mit "Lost In Space" nicht viel anfangen können. Wer allerdings fette Bässe liebt und auf frische Lyrics Wert legt, liegt hier auf jeden Fall richtig.

Kool Keith macht HipHop, deep, laid-back und analytisch subtil. Coolness wird bei ihm großgeschrieben. Wenn man erst einmal an seinem relaxtem Rap-Stil Gefallen gefunden und sich ein wenig in die Tracks eingehört hat, wird man diese Platte erst richtig zu schätzen wissen. "Lost in Space" ist kein Top-Ten-Hit Album, birgt jedoch mehr Qualität als der durchschnittliche HipHop-Act. Kool Keith ist schon lange im Busineß und weiß, wie der Hase läuft; er hat es nicht nötig, sich hinter irgendeinem Ghetto-Klischee zu verstecken. Wem lyrical content mehr wert ist als Image, der hat hier endlich eine neue Lieblings-CD, die immer wieder und wieder den Weg in die Stereoanlage finden wird.

Anspieltips: "Rockets on the Battlefield", "I´m Seein´ Robots", "Fine Girls"

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