Lehrstunde in Sachen Weltschmerz

Der italienische Grandseigneur Giulini - einer der ganz phantastischen Dirigenten - beschert uns mit dieser Doppel-CD ein wahres Großereignis. Er und das hervorragende Chicago Symphony Orchestra bieten eine wahre Sternstunde der Musik.

Die Deutsche Grammophon liefert mit der "Originals"-Serie eine Wiederauflage der besten Produktionen der letzten Jahrzehnte - und diese Aufnahme der Mahlerschen letzten (komplett fertiggestellten) Symphonie gehört wahrlich zu den allerbesten.

Giulini versteht es blendend, die Strukturen des äußerst diffizilen Werkes klar zu durchleuchten, ohne jedoch weder den großen Bogen noch das Sentiment zu verlieren. Der monumentale erste Satz, der leicht in Einzelblöcke zerfallen kann, ist hier ein großartiges Ganzes. Der zweite Satz ist genauso interpretiert, wie es Mahler in der Satzbezeichnung angegeben hat: "...gemächlicher Landler ... etwas täppisch". Viel besser kann man ihn gar nicht interpretieren. Der dritte Satz klingt beeindruckend aggressiv, während der vierte überhaupt die perfekte Vereinigung von Abschied, Weltschmerz und bewegender Romantik ist.

Schuberts "Unvollendete" ist in diesem CD-Paket kein Füller, sonder ein eigenständiges, großartig interpretiertes Werk. Giulini kann sich hier großartig in die Wiener Klassik einfühlen.

Einen großen Applaus verdient das einzigartige Chicago Symphony Orchestra, das hier mit unvergleichlicher Virtuosität, gepaart mit dem richtigen Quentchen Seele und Klangsinn spielt. Die mit diesem Ensemble eingespielte Interpretation der Neunten von Mahler ist nur mit den Leistungen eines Karajan oder Bernstein zu vergleichen.

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