Gringo, du stirbst im Morgengrauen!

El Paso, 1881. Hier befindet sich der Hauptsitz der Eisenbahngesellschaft Twinnings & Co., deren Züge immer wieder Anschlägen von Banditen zum Opfer fallen. Selbst die hohe Belohnung von 15.000 Dollar, die zur Ergreifung der Banditen ausgesetzt ist, scheint wirkungslos zu bleiben. Doch dann betritt ein Fremder die Szenerie in "Desperados".

John Cooper, stoppelbärtiger Kopfgeldjäger und schnellziehender Westernheld, hat es sich zum Ziel gesetzt, die Belohnung einzustreifen. Da er schnell begreift, daß er vom örtlichen US-Marshall weder Sympathie noch Hilfe zu erwarten hat, beschließt er, einige seiner alten Kumpels für den Job anzuheuern. Mit von der Partie in "Desperados" sind u. a. der hinterlistige Doc, die hinreißende Falschspielerin Kate und der pyromanische Sam.

All diese Leute zeichnen sich durch total unterschiedliche und ungemein hilfreiche Fähigkeiten aus. Doc kann z. B. nicht nur Leute heilen, sondern stellt auch kleine Fläschchen mit Betäubungsgas her, die er entweder nach Gegnern wirft oder mit einem Ballon schweben lassen kann, um sie später herunterzuschießen. Sam besitzt die nette Fähigkeit, es mittels Dynamitstangen und TNT-Fäßchen so richtig krachen zu lassen. Nebenbei kann er auch Leute fesseln oder mit der Schlange in seinem Rucksack erschrecken.

Am ehesten ist "Desperados" wohl mit Spielen wie "Jagged Alliance" oder "Star Trek: Away Team" zu vergleichen. Die Mission beginnt meist mit einem kurzen Dialog, in dem John seinen Freunden den Plan zur Bewältigung der anstehenden Aufgabe erläutert. Eine Besonderheit stellen die im Spiel verteilten Tutorial-Level dar. Hier übernimmt man den Charakter, der als letzter zur Truppe gestoßen ist, und bekommt nun die Möglichkeit, sich mit dessen Fähigkeiten vertraut zu machen.

"Desperados" ist sicher eines der genialsten, aber auch schwierigsten Spiele der letzten Jahre für den PC. Die Levels sind riesig und bieten immer mehrere Möglichkeiten, die anstehende Aufgabe zu lösen. Allerdings sind die Lösungswege in keinster Weise auf den ersten Blick zu erkennen; sie benötigen nicht nur viel Denkarbeit, sondern zumeist auch die Fähigkeiten von mehreren, wenn nicht allen Teammitgliedern. Besonders interessant ist die Computer-AI. Während es in anderen Spielen ausreichen mag, eine Leiche verschwinden zu lassen und sich dann minutenlang zu verstecken, kann das bei "Desperados" ganz böse ins Auge gehen. Es passiert nämlich öfter, daß ein Computer-Gegner nach einem verschwundenen Kameraden sucht. Und da wird mitunter ganz schnell Alarm geschlagen.

Graphisch ist "Desperados" durchaus beeindruckend. Die Figuren sind zwar etwas schlicht gehalten, dafür aber sehr nett animiert. Die Levels sind herrlich detailliert und bieten viel Raum zur Interaktion. Besonders in den Nachtszenen gibt es einige nette Lichteffekte zu sehen. Nur schade, daß das Spiel sich nicht in einer höheren Auflösung als 1024 x 768 spielen läßt.

Der Gelegenheitsspieler wird sich bei "Desperados" etwas schwer tun. Die einzelnen Levels haben zwar eine recht kurze Nettospielzeit, doch bis man den richtigen Lösungsweg herausgefunden hat, können pro Level schon einige Stunden vergehen. Für den Fan von anspruchsvoller Action-Strategie führt jedoch kein Weg an diesem Titel vorbei. Für die Mitte des Jahres sind übrigens die ersten "Webisodes", d. h. gratis im Internet erhältliche Levels, für Anfang nächsten Jahres ein Add-on angekündigt.

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