Befreiung durch guten Sex

In "Brendan trifft Trudy" wird ein uninteressanter Lehrer von einer quirligen Lebenskünstlerin zu einem besseren schlechten Menschen umerzogen: ein Hoffnungsschimmer für das Spießerleben.

Brendan (Peter McDonald) kann ohne schlechtes Gewissen als Inbegriff des spießigen Langweilers gewertet werden. Er sieht aus wie ein Religionslehrer, singt im Kirchenchor, lauscht gern klassischer Musik und besteht verbissen auf das französische Kunstkino der 60er Jahre. Seinen Beruf als Lehrer geht er ohne besondere Ambitionen nach; er merkt sich nicht einmal die Namen seiner Schüler. Als ihm eines Tages die unkomplizierte Frohnatur Trudy (Flora Montgomery) über den Weg läuft, beginnt ein steter Prozeß des Erwachens für die wandelnde Schlaftablette. Trudy schleppt ihn mit auf Parties, zeigt ihm, was man unter der Bettdecke so alles machen kann, und bemüht sich redlichst darum, Brendan ein bisserl aufzulockern.

Brendan fühlt sich wohl bei Trudy. Sein Wesen verändert sich langsam; in der Schule starrt er gelegentlich gedankenverloren aus dem Fenster, beschäftigt sich neuerdings mit Iggy-Pop-Songs und läßt sich sogar dazu herab, dumme US-Actionfilme im Kino anzusehen. Dann aber stellt er fest, daß Trudy nachts in schwarzer Tarnkleidung heimlich das Haus verläßt. Als er am nächsten Tag im Fernsehen davon erfährt, daß ein vermummter Unbekannter in Dublin Männern die Hoden abschneidet, versetzt ihm das einen Schock aus Kastrationsangst und Betrugsverdacht. Zum Glück hat er sich in Trudy geirrt. Das, was Trudy nachts unternimmt, ist zwar auch nicht gerade legal. Dafür macht es Spaß, und bald findet auch Brendan Freude daran...

Mit reichlich Situationskomik, liebenswerter Fröhlichkeit, nettem schwarzen Humor und einer Menge Seitenhiebe auf die irische Gesellschaft erzählt Kieron J. Walsh seine kleine, urbane Liebesgeschichte, begleitet von einem symphatischen Soundtrack. "Brendan trifft Trudy" ist ein Feelgood-Movie, das sich perfekt für einen unterhaltsamen Abend oder ein Date eignet. Das Drehbuch stammt von Roddy Doyle, einem der derzeit erfolgreichsten irischen Autoren.

Am Schluß tritt übrigens kurz der irische Hollywood-Star Gabriel Byrne auf. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

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