Transzendiert

Der Meister des Abstract-HipHop, der Generator der düsteren, kalten Beats und Sounds, der minimalistischen Endlos-Loops ist wieder da. Mit Großtaten wie "Meiso" brachte Krush das Eis nicht zum Schmelzen, sondern ganze Gewässer zum Gefrieren. Für die Produktion von "Zen" hat er sich einige reizende Gäste eingeladen. Leider ließ er sich dabei auch irgendwo eine Plage aufbürden.

"DJ Fuckin´ Krush Will Make Your Children Throw Furniture" skandiert der wie immer grandiose El-P von Company Flow auf "Vision of Art”. Bevor Sie sich jetzt besorgt umdrehen und nachsehen, ob die Kleinen bereits die Sitzgarnitur auseinandernehmen: Beruhigen Sie sich wieder, sie werden es nicht tun, weil sie beim Hören dieses Albums wahrscheinlich bereits eingeschlummert sind.

Eigentlich konnte kaum damit gerechnet werden, aber passiert ist es trotzdem: DJ Krush, der japanische Producer, Turntable-Maestro und Remixer hat ein eher durchwachsenes Album abgeliefert. Der Mann, der perfekte Soundtracks für nächtliche Aufenthalte in U-Bahn-Stationen zusammenstellte, der das Eis nicht zum Schmelzen brachte, sondern Wasser gefrieren ließ, versucht sich (zumindest punktuell) in esoterischen Klangtapeten.

Kassandrarufe? Wer weiß? Klar, Weiterentwicklung soll, muß sein, berechenbar will ja auch Krush nicht werden. Also läßt er seinen Blick herumschweifen und findet doch nur eine musikalische Plage, an der sich auch schon andere meist vergeblich abgearbeitet haben: The Plague Called Worldmusic. Abstrakt oder hintergründig, hypnotisch oder herausfordernd - das geht aber leider anders. Dann halt meditativ, entspannend? Eher schon ausdruckslos wie der "Candle Chant" mit seiner unleidigen Wandergitarrenästhetik.

Aber genug gelästert. "Zen" hat auch einige Glanzpunkte: "Sonic Traveler", bei dem irrwitzige Breakbeats mit den Percussion-Sounds von Tunde Ayanyemi um die Wette haspeln, das wild wummernde "Duck Chase" mit seinen Scratch-Einlagen und vor allem das bereits erwähnte "Vision of Art" mit Company Flow (selig).

Jetzt aber auch genug gelobt. Zurück bleibt ein mehr oder minder zwiespältiger Hörgenuß - auf der einen Seite noch immer diese Krush-typischen, reduzierten, monoton dahingrummelnden HipHop-Tracks, auf der anderen Seite das, was El-P ungefähr so bezeichnen würde: "You‘ve Got a Very Soft Vision of Art". Und obwohl das nicht gegen seinen "Beat-Schmied" gerichtet war, stimmt es zumindest zeitweise.

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