Französische Herzlosigkeit

Was passiert, wenn eine Frau sich zwischen einem Bauarbeiter und einem reichen Ingenieur entscheiden kann? "Die Brücke von Ambreville" läßt keinen Zweifel: Sex und Geld regieren die Welt - besonders Frankreich.

Während ihr gutmütiger, aber leider arbeitsloser Mann Georges (Gérard Depardieu) in der Dorfspelunke trinkt und Karten spielt, vertreibt sich Mina (Carole Bouquet) mit ihrem Sohn Tommy (Stanislas Crevillén) die Zeit im Kino. Bei Filmen wie "Jules et Jim" oder "West Side Story" kann sie ihren Emotionen freien Lauf lassen und jene Tränen vergießen, die ihr der Alltag nicht mehr zu entlocken vermag. Eines Tages sitzt ein attraktiver junger Mann im Klappsessel neben ihr, der ebenfalls herzlich weint. Ihre Blicke treffen sich. Nach der Vorstellung läßt sich Mina von diesem Mann, der sich als Brückeningenieur Matthias (Charles Berling) entpuppt, zum Tanzen einladen. Mina hat Spaß. Tommy trinkt ihr Getränk leer, weil er heimgehen will, und speibt sich schließlich vor den Augen seines Vaters an, weil er Alkohol nicht gewöhnt ist.

Weil Georges keine Arbeit in Aussicht hat, entschließt sich Mina, als Putzfrau und Dienstmädchen bei der reichen Dorfbewohnerin Claire (Dominique Reymond) anzuheuern. Während sie dort arbeitet, hält sich auch Tommy im feudalen Haus auf - und verbringt vergnügliche Stunden mit Lisbeth (Mélanie Laurent), der Tochter des Hauses. Eines Abends, als Mina bei einem Empfang Häppchen servieren muß, ist Matthias dort zu Gast. Die Affäre nimmt unvermeidlich ihren Lauf. Und Matthias bezieht das Gästezimmer von Claire, damit er jeden Tag in Minas Nähe sein kann.

Georges nimmt, weil er seine Frau nicht als Putzlappen sehen will, die Stelle des Vorarbeiters an einer weit entfernten Brückenbaustelle an, was ihn dazu zwingt, die ganze Woche über in einer Baracke an der Baustelle zu wohnen. Nur am Wochenende kann er nun Frau und Kind sehen. Wer sein Chef ist, dürfte leicht zu erraten sein. Und weil dieser ein flottes Angeberauto hat, fährt er jeden Tag zu Mina. Es wird ordentlich gevögelt, was auch Sohn Tommy mitbekommt. Tommy wird zum Komplizen seiner Mutter.

Was am Schluß passiert, wird hier deshalb nicht verraten, weil es sonst keinen Grund mehr gäbe, den Film tatsächlich anzusehen. Er ist so schon fad genug. Das Bild, das er auf die weibliche Protagonistin wirft, ist äußerst negativ: Mina ist gelangweilt vom Familienleben; der wortgewandte, betuchte Ingenieur zieht sie magisch an, vor allem auch, weil er im Bett etwas zu können scheint. Reich gegen arm, aufregend gegen fad - offenbar keine schwere Entscheidung für Mina, der dabei dann auch die Gefühle ihres Mannes und ihres Sohnes ziemlich wurscht sind. Aber so ist das eben in Darwins Welt.

Co-Regisseur Gérard Depardieu dürfte sich nicht allzusehr eingemischt haben, denn handwerklich und formal ist dem Film nichts Schlechtes nachzusagen (was bei "Tartuffe", dem Regiedebüt des großnasigen Mimen-Meisters, nicht der Fall war). Nur seine Story ist doch sehr gewöhnlich und überhaupt nicht neu, und irgendwie sind seine Protagonisten ziemlich abstoßend. "Die Brücke von Ambreville" ist definitiv Öl ins Feuer des Misanthropen. Das Schicksal von Tommy und Lisbeth ist der einzige Erzählstrang, der Symphatiewerte bietet. Georges dagegen ist ein erbärmlicher Verlierer, Matthias ein arroganter Schleimer und Mina eine dumme Schlampe.

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