Nichts für schwache Gemüter

Das Berliner Label Cross Fade Enter Tainment veröffentlicht mit "Three the Hard Way" eine Battle-Mix-CD, die aufgrund ihrer Mischung aus Innovativität und Intensität ihresgleichen sucht: Musik als Droge, die wachrüttelt, einen gewaltigen Adrenalinschub versetzt und allen Trends nachäffenden, langweiligen DJs den ausgestreckten Mittelfinger zeigt.

Zu hören sind auf "Three the Hard Way" DJ-Sets von DJ Scud, Bombardier und N1tro, die alle hauptsächlich eigenes Material spielen und im Schnitt keinen Track länger als zwei Minuten laufen lassen. Mit einem noisigen Reggae-Intro beginnt DJ Scud noch recht beschaulich; das ändert sich dann aber sehr schnell - und ehe man es sich versieht, befindet man sich in einem Orkan aus Splatterbreaks und hochfrequentem Noise. All jenen, die beim Namen von DJ Scud noch immer nicht ehrfürchtig zusammenzucken, sei sein Label Ambush ans Herz gelegt, mit dem er seit eh und je den Ton angibt, wenn es um innovative Jungle- und Breakbeats geht. Ambush ist ein sich ständig weiterentwickelnder Hybrid zwischen kompromißlosen Splatterbreaks, Noise und Dancehall Reggae, der es trotz seiner Brachialität schafft, auf gewisse Art eingängig zu bleiben und einen ernstzunehmenden avantgardistischen Anspruch zu stellen.

Titel wie "Total Destruction", "Mash the Place Up" oder der Dancehall-Breakbeat-Hit "Kill Or Be Killed", von dem sogar die sonst eher zurückhaltenden Pan Sonic ganz begeistert sind, sprechen eigentlich für sich. DJ Scud macht eigentlich alles richtig. Die Breaks werden genau zum passenden Zeitpunkt gesetzt, und der Noise trifft einen genau dann, wenn es am meisten weh tut. Da hervorragende Qualität natürlich nicht unbemerkt bleibt, soll in naher Zukunft mit Leuten wie Jim O´Rourke und Matmos kollaboriert werden; die Asian Dub Foundation läßt sich zwischendurch auch schnell remixen.

Bombardier wurde einst von Kid 606, der ja beinahe schon in jedem Artikel über elektronische Musik auftaucht, für das mittlerweile pleite gegangene Label Vinyl Communication entdeckt und veröffentlichte seither auf einschlägigen Untergrund-Labels. Sein Mix bewegt sich zwischen industriellem Drum´n´Bass und digitalem Punkrock, mit wüsten Gitarrensamples und intensiven Schreiausbrüchen. Die Bombardier-Breakbeats entwickeln eine ganz eigene Art von Funk, der teilweise sehr maschinell klingt - was daran liegt, daß die Breakbeats nicht wie sonst üblich gesamplet, sondern mit dem Drumcomputer programmiert werden.

N1tro, 19jähriger Draufgänger aus Berlin, der mit Patric C und Bomb20 das Audio-Chocolate-Label gegründet hat (dessen erste Veröffentlichung demnächst ansteht), dreht seine Breakbeats gehörig durch den digitalen Fleischwolf. Mit derart verfremdeten und malträtierten Beats, die teilweise etwas HipHop-lastiger sind, liegt N1tro auf jeden Fall ganz weit vorne, und man darf sich jetzt schon auf kommende Veröffentlichungen freuen.

Den besten Mix der hier versammelten zu nennen, ist eigentlich unmöglich, besitzen doch alle drei unterschiedliche Qualitäten und lassen sich auf Grund ihrer Verschiedenheit zum Glück nicht vergleichen. Eines haben sie aber auf jeden Fall gemeinsam: ein gehöriges Intensitätspotential und eine Vorliebe für Lärm. So kommt beim Hören garantiert keine Langeweile auf - und den Titel "Three the Hard Way" kann man durchaus wörtlich nehmen.

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