Phantastischer Walzer und sanfter Hexensabbat

"Symphonie fantastique", die hundertdreiundsechzigste - und das nicht einmal so aufregend. Zur Freude des Berlioz-Fans befindet sich jedoch ein zweites Stück auf dieser CD, das deren Kauf lohnenswert macht.

In letzter Zeit wurde der Schallplatten- bzw. CD-Markt von Aufnahmen der Berliozschen "Symphonie fantastique" buchstäblich überschwemmt. Erst kürzlich ist wieder eine erschienen - und zwar mit Pierre Boulez am Dirigentenpult des Cleveland Orchestra.

Selten habe ich eine zwiespältigere Aufnahme gehört. Der erste Satz ist eher belang- und vor allem leidenschaftslos musiziert; der berühmte Gang zum Richtplatz klingt leider viel zu trocken und das Finale, der berühmte Hexensabbat, gelang viel zu sanft und leider nicht so fulminant wie zum Beispiel bei Colin Davis, Lorin Maazel, Herbert von Karajan usw.

Dafür enthält diese Einspielung einen der besten und mitreißendsten Walzer (Ballszene) und eine der schönsten, romantisch und elegisch zugleich gespielten Versionen der "Szene auf dem Lande". Das wie immer hervorragend spielende Cleveland Orchestra hält sich leider viel zu sehr an Boulez´ Anweisungen, was einen erhöhten "Trockenheitsgrad" hervorruft.

Viel interessanter auf dieser CD ist das Stück "Tristia" op. 18, das aus drei Trauermusiken besteht, nämlich einer "Méditation religieuse", dann "La Mort d´Ophélie" und dem "Marche funèbre pour la dernière scène d´Hamlet"; alle drei mit Chor und Orchestra. Hier singt der hervorragende Cleveland Chorus, und Boulez kann sich plötzlich in eine Stimmung versetzen, die gleich auf den Zuhörer übergreift. Schon allein wegen dieses Stücks hat diese CD einen hohen Repertoirewert!

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