Ein ewiger Klassiker

Unermüdlich und voller Energien führt Sir Georg Solti sein Alterswerk fort - diesmal mit einer Neuaufnahme des "Don Giovanni".

Unmittelbar vor seinem 85. Geburtstag stellt Sir Georg sein neuestes Opern-Release vor: Mozarts "Don Giovanni".

Es ist einfach phänomenal, was der in die Jahre gekommene Dirigent noch zu produzieren imstande ist (und in welch herausragender Qualität!). Seine neue "Giovanni"-Aufnahme stand unter ähnlichen Auspizien wie die "Meistersinger". Auch diese Oper liegt bereits in einer älteren Aufnahme vor, die leider etwas verunglückt ist. Während Sir Georg beim alten "Don Giovanni" scheinbar die Pauken verlorengingen (der Teufel muß ihn geritten haben, eine solche Version umzusetzen) und er noch dazu eher schwache Sänger vors Mikrofon stellte (u. a. Bernd Weikl), so ist die aktuelle Version - ebenso wie die neuen "Meistersinger" – einfach ein Reißer.

Mit einem hervorragenden Ensemble - Bryn Terfel als Giovanni, Michele Pertusi als Leporello, der herrlichen Renée Fleming als Donna Anna, der Spitzen-Mezzosopranistin Ann Murray als Elvira - und einer ordentlichen Portion Dramatik, Lyrik usw. (halt alles, was diese Musik braucht) gelang ihm eine der besten "Giovanni"-Aufnahmen, die derzeit erhältlich ist. Auch das London Philharmonic Orchestra, das schon auf dem Vorgänger spielte, schlägt sich auf den drei CDs phantastisch.

Der einzige Schwachpunkt (der dafür aber gewaltig!) ist Herbert Lippert als Don Ottavio. Obwohl für diese Rolle ein belcantoartiger Tenor eingesetzt werden sollte, gelingt es Lipperts eher häßlicher Stimme, die Ensembles zu stören (um nicht zu sagen, fast zu zerstören). War er als David in den neuen Solti-"Meistersingern" noch akzeptabel, so ist er beim "Giovanni" ein exorbitanter Störfaktor. Die Freundschaft des Dirigenten und der Plattenmanager zu Sängern sollte enden, wenn damit nahezu ein Gesamtkonzept über den Haufen geworfen wird!

Trotzdem gehört diese Aufnahme aufs Podest - nicht zuletzt wegen der hervorragenden Aufnahmetechnik (halt Decca-like) und der dramaturgisch hörbar gemachten Rezetative (John Constable, Cembalo).

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