Süßigkeiten von Fremden

Soul Asylum versuchen an ihre grandiosen Weltschmerz-Balladen der frühen Jahre anzuknüpfen und fallen der Belanglosigkeit anheim.

Was haben Johnny Depp und Dave Pirner gemeinsam? Beide wurden von Winona Ryder verlassen. Shit happens. Das komische daran ist nur, daß Johnny Depp mittlerweile die bessere Musik macht. Soul Asylum waren einst eine großartige Band. Wir alle haben sie geliebt, als sie noch durch die kleinen Clubs tourten, etwa gemeinsam mit Sylvia Juncosa irgendwann um 1990 im Kino Ebensee. Großartig. Unvergeßlich. Und dazu bestens passendes Merchandising im "Jägermeister"-Stil. (Der war zu der Zeit das allgemein anerkannte Lieblingsgetränk sämtlicher amerikanischer Gitarrenbands). Mitternächtliche Schwimmausflüge im Traunsee. Viel Alkohol. Doch dann kam der große Hit. "Runaway Train", eine begnadete Schnulze. Später kamen die mittelgroßen Hallen. Das BA-Zelt in Wien zum Beispiel. Die Fans wurden immer jünger (so um die 13 Jahre im Schnitt). Irgendwann zu dieser Zeit kam auch Winona. Der Alkohol blieb.
Schnitt: 1998.

"Candy From A Stranger" heißt das aktuelle Werk. Vielleicht sollte man den Titel retrospektiv sehen: Die Band hat in den Jahren des Superstartums zuviele Süßigkeiten von Fremden genossen. Vielleicht stimmt das mit dem Alkohol gar nicht - denn Dave Pirners Stimme klingt irgendwie glatter, langweiliger. Es fehlt das unnachahmliche Timbre. Schade. "Candy From A Stranger" ist nicht schlecht, aber schlicht und einfach belanglos. Und das nicht nur, weil sich der musikalische Kosmos in den letzten Jahren ein gewaltiges Stück weiterbewegt hat. Den Schmerz von Männern jenseits der dreißig setzten andere zeitloser in Musik um. Es ist alles zu berechenbar und langweilig. Am ehesten funktioniert noch "Close". Doch auch diese Nummer ist nicht der wirklich große Riß. Sorry, Jungs.

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