Fette Beats mit schlankem Fuß

Einer der innovativsten Rapper der letzten Jahre holt zum Zweitschlag aus: "When Disaster Strikes" von Busta Rhymes ist ein ebenso düsteres wie großartiges Werk.

Busta Rhymes hat ein Problem: sein Debütalbum "The Coming" war zu gut. In seinem Fall stimmt deshalb der alte, blöde Spruch von der zweiten Platte als der schwersten. Doch Meister Busta meistert diese Hürde. Er überspringt sie zwar nicht souverän, aber irgendwie er kommt er doch drüber. "When Disaster Strikes" ist keine freundliche Platte - naturgemäß, bei diesem Titel, möchte man meinen. Schließlich ist Busta ja nicht neu im Geschäft, sondern hat vor seiner Solokarriere bereits mit den Leaders Of The New School zwei monumentale Alben gemacht.

Schon das Intro fährt recht apokalyptisch ein: Jeder Motherfucker, ganz egal, wo er sich versteckt, wird vernichtet werden, "when disaster strikes". Und mit Motherfucker sind hier wohl alle Lebensformen auf diesem Planeten gemeint, nicht nur die Arschlöcher. Was auf dieser Platte (im Vergleich zu "The Coming") definitiv fehlt, ist der Überflieger zum Mitbrüllen, der etwas niveauvollere Skikurs-Hit. Doch das tut der Sache nur gut.

Irgendwo stand über das aktuelle Wu-Tang-Clan-Album geschrieben, diese Platte enthalte entweder nur Hits oder gar keine. Dieser Satz läßt sich wunderschön auf "When Disaster Strikes" übertragen, und ich plädiere für: "nur Hits", obwohl das doch etwas mißverständlich ist, da die einzelnen Tracks nur im Kontext so richtig funktionieren. Wäre dieses Wort nicht irgendwann in den siebziger Jahren verstorben, könnte man glatt von einem Konzeptalbum sprechen. Das pathetische Intro etwa hilft den Songs, so richtig schlanken Fuß zu machen, was aber kein Widerspruch zu phat ist, sondern nur ein nicht-Hip-Hop-kompatibler Ausdruck. Er soll heißen, daß die musikalischen Mittel sparsam, aber umso effektiver eingesetzt werden.

Busta Rhymes gehört zu den wenigen Rappern, die ich gern live sehen würde. Vielleicht hat bald einmal ein hiesiger Veranstalter genügend Kleingeld übrig, um Bustas - in Relation zur zu erwartenden Besucherzahl - absurd hohen Gagenforderungen zu begleichen. Hoffentlich müssen wir nicht bis zur (von Busta Rhymes zahlenmystisch-düster beschworenen) Jahrtausendwende warten, an der vielleicht die Welt untergeht oder auch nur ein weiteres Busta-Rhymes-Album mit dazugehöriger Welttournee erscheint.

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