Vermächtnis eines Meisterdirigenten

Die Deutsche Grammophon bringt alljährlich zu den Salzburger Festspielen Neuaufnahmen von Opern, die einen Bezug zum aktuellen Programm haben. Auch die "Ariadne" wird in Salzburg gespielt - aber niemand hätte sich Ende letzten Jahres gedacht, daß diese Aufnahme das Vermächtnis von Giuseppe Sinopoli sein würde.

Giuseppe Sinopolis Weltkarriere begann eigentlich in der Wiener Staatsoper mit den Premieren von "Attila" und "Macbeth" von Verdi. Sukzessive wandte sich der Dirigent vom italienischen Repertoire ab und der deutschen Romantik zu. Wagner, Bruckner, Mahler und Richard Strauss waren bis zu seinem Lebensende Sinopolis "Hauptkomponisten".

Richard Strauss´ "Ariadne auf Naxos" ist eines der genialsten Werke des bayrischen Komponisten. Gemeinsam mit Hugo von Hofmannsthal schuf er damit ein wahres Meisterstück. Die Oper besteht aus einem Vorspiel, in dem Strauss sein Leben als Komponist darstellt; die Oper selbst ist eine geniale Mischung aus Tragik und Commedia dell´arte. Das Werk ist auch hinsichtlich seiner Instrumentation einzigartig: Von der Größe her ist es eher für ein Kammerorchester mit ca. 35 Leuten konzipiert, wobei Strauss´ Instrumentationskunst hier voll zum Tragen kommt; vom Klangvolumen her wirkt es vor allem im Finale so, als ob hier ein 100 Mann starkes Orchester aktiv wäre.

Für diese Produktion wurde die Creme de la Creme der Opernstars versammelt. Produzent der Aufnahme ist der frühere Klassikmanager der Deutschen Grammophon, Ewald Markl; man merkt deutlich seinen auserlesenen Geschmack bei der Besetzung. Bei der Aufnahmetechnik dürfte er dankenswerterweise auch seinen Stempel hinterlassen haben.

Sinopolis "Ariadne"-Version ist schlechthin perfekt. Sie überzeugt u. a. durch ein grandioses Sängerensemble mit Deborah Voigt und Ben Heppner als Ariadne und Bacchus, einer brillanten Natalie Dessay als Zerbinetta, Anne Sofie von Otter als ausdrucksstarkem Komponisten und Albert Dohmen als eindrucksvollem Musiklehrer. Der österreichische Schauspieler Romuald Pekny (bekannt auch aus der Fernsehsendung "Abraham a Sancta Clara") gibt die Sprechrolle des Haushofmeisters. Er spielt sie gekonnt herablassend und sarkastisch, aber doch nicht so schmierig wie einst Otto Schenk. Die Nebenrollen sind durchwegs hervorragend besetzt - besonders hervorzuheben ist hier Stephan Genz als Harlekin. Die musikalische Interpretation Sinopolis entzieht sich ohnehin jeder Kritik; so phänomenal war diese Oper bis jetzt nie auf CD zu hören.

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