Popstar mit Lanze

Blond und hübsch muß er sein, und eine dicke Lanze muß er haben: das lustige Ritterleben als ironische Actionkomödie in "Ritter aus Leidenschaft".

Als sein Herr kurz vor dem entscheidenden Endkampf eines Lanzenturniers stirbt, schlüpft der ehrgeizige Knappe William (Heath Ledger) kurzerhand in dessen Ritterrüstung, um den Kampf selbst zu bestreiten. Immerhin würden er und seine Kumpels, der gutmütige Roland (Mark Addy) und der cholerische Rotschopf Wat (Alan Tudyk), andernfalls um das Preisgeld umfallen. Mit viel Glück gewinnt der blonde, etwas schmutzige Jüngling das Turnier. Und von da an steht für ihn fest, daß er sich - obwohl nicht adeligen Geschlechts - als Ritter ausgeben wird, um die Turniere Europas zu dominieren. Nur seine Kumpel muß er noch von der Sinnhaftigkeit dieses Unterfangens überzeugen. Aber da läßt er eben das Schwert sprechen.

Im finsteren Walde, wo William fleißig trainiert, stößt der nackte Brite Geoffrey (Paul Bettany) zu der Truppe - er ist eigentlich ein großmäuliger Dichter mit einem fatalen Hang zum Glücksspiel, aber aufgrund seiner rhetorischen Gabe verpflichtet ihn William als seinen persönlichen Bänkelsänger. Bald finden sich die vier auf den großen Turnieren Europas wieder - und William macht sich gar nicht schlecht, im Gegenteil, er wird schnell zu einer Art Legende in der lanzenschwingenden Zunft. Vor allem beim Schwertkampf brilliert er. Aber seine Ambitionen gehen definitiv in Richtung der Königsdisziplin unter den Ritterstreitkämpfen: dem Lanzenstechen, bei dem sich Ritter gegenseitig vom Pferd zu stoßen trachten.

William ist auch mit der Lanze sehr gut; allerdings hat er einen erbitterten Gegner, den finsteren Grafen Adhemar (Rufus Sewell), einen ungeschlagenen Lanzenstecher und gefürchteten Feldherrn, der nicht nur ein rechter Unsympath ist, sondern auch vor unlauteren Mitteln nicht zurückschreckt. Ihm muß sich William letztlich stellen - schon allein deshalb, weil die beiden ein intensives Interesse für dieselbe Frau (Shannyn Sossamon als Lady Jocelyn) hegen...

Regisseur Brian Helgeland serviert sein Ritter-Movie als heiteres Popmärchen. Gleich zu Anfang, wenn sich wie bei einem NFL-Meisterschaftsspiel die Fans um die Turnierarena versammeln, um Queens "We Will Rock You" zum Besten zu geben, wird klar, daß es hier in keinster Weise um eine historisch genaue Nachstellung des Mittelalters geht. Ritter William ist ein Popstar, ein verwegener Blondschopf auf der Suche nach Ruhm, Ehre und Liebe - und er schwindelt sich mit Witz, Glück und Einfallsreichtum durch die Widrigkeiten des Lebens.

"Ritter aus Leidenschaft" ist blanke US-Unterhaltung - Popcorn und Ketchup nicht vergessen! Die Ausstattung ist gut gelungen, und auch Kostüme und Kulissen können sich durchaus sehen lassen. Die Action ist vor allem an ganzen Wäldern aus zu Sägespänen zersplitterten Lanzen und an vom Pferd fallenden Rittern festgemacht. Die Schauspieler sind akzeptabel, sogar Rufus Sewell, der zuletzt in "Bless The Child / Die Prophezeiung" neben Kim Basinger nervte, wirkt diesmal erträglich. Heath Ledger ist - genau wie in seinem zuvor gedrehten Film "Der Patriot" - immer wieder gern gesehen. Wer ihn aber in seiner besten Rolle erleben will, sollte sich das Video des australischen Blockbuster-Kinohits "Two Hands" (siehe EVOLVER-Rezension) ausleihen, der wochenlang die australischen Charts angeführt hat - und das mehr als verdient!

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