Angriff der Mickey-Mouse-Roboter

Unter Spielbergs Fittichen gerät Kubricks SciFi-Projekt "A. I. Artificial Intelligence" zu einem quietschbunten Stück Plastik, garniert mit einem Batzen Hollywood-Mayonnaise.

In einer fernen Zukunft, wo die Polkappen abgeschmolzen sind und New York zwar unter Wasser steht, aber noch ein World Trade Center hat, leben die Menschen mit äußerst menschenähnlichen Robotern zusammen. Die Androiden erledigen die Garten- und Hausarbeit und sind sogar für Liebesdienste gut, aber eines können sie nicht: echte Gefühle zeigen. Das neueste Modell der Firma Cybertronics Manufacturing soll hier Abhilfe schaffen - David, ein Bubi-Roboter, ist ganz der Touchy-Feely-Typ.

Die unglückliche Familie Swinton, deren todkranke Tochter unlängst eingefroren werden mußte, erhält zu Testzwecken einen David (Haley Joel Osment), weil Vater Henry (Sam Robards) für die Firma arbeitet. Mutter Monica (Frances O´Connor) kann sich aber mit der kleinen Blechbüchse, die ständig so tut, als wäre sie voller Liebe für die Mama, nicht so recht anfreunden - also verstößt sie David. Als dann auch noch eine Regierungsinitiative die Roboter aus dem Verkehr ziehen will, macht sich David mit seinem "Supertoy" - einem Teddybär-Roboter - auf, um die Welt zu erkunden und seinen Platz in ihr zu finden. Das ist natürlich ziemlich problematisch, denn aufgrund seiner Andersartigkeit wird David weder von den Menschen noch von seinen Roboterkollegen verstanden und akzeptiert. Trotzdem schließt er eine Zweckgemeinschaft mit dem Sexroboter Gigolo Joe (Jude Law), und gemeinsam versuchen sie, in der zunehmend roboterfeindlichen Umwelt zu überleben...

Steven Spielberg hat sich eines Drehbuchs angenommen, das eigentlich von Stanley Kubrick stammt und auf der Kurzgeschichte "Supertoys Last All Summer" von Brian Aldiss aufbaut. Nach Erstellung seines 80seitigen Treatments hatte der Regisseur 17 Jahre lang an dem Projekt gearbeitet. Während dieser Zeit hatte er ab und zu Kontakt mit Spielberg - hauptsächlich in Form von Telefonaten, bei denen Kubrick versuchte, Spielbergs profundes Wissen um Spezialeffekte und moderne Produktionsmethoden auszubeuten. Nach dem Tod des Meisters stellte Spielberg diese höchst eigennützige Beziehung in der Öffentlichkeit als Freundschaft dar, aus der er für sich das Recht bezieht, den Film schließlich doch noch zu verwirklichen.

"A. I." ist ein Spielberg-Streifen, wie er typischer nicht sein kann: ein aufgeblasenes, effektüberladenes Plastikfilmchen, in dem Kinder die emotionalen Schalter betätigen. Intellektuelles sucht man vergebens, genauso wie eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Künstliche Intelligenz. Trotzdem: Was Spielberg anpackt, macht er gut. Er versteht sein Handwerk - aber es ist eben Hollywood-Blockbuster-Unterhaltung. Hätte Kubrick den Film gemacht, wäre der Zuseher wohl mit dem Gefühl aus dem Kino gekommen, daß sich sein Leben und seine Sicht der Dinge unwiederbringlich verändert haben. Im Falle Spielbergs verläßt er das Kino gut unterhalten und mit einem Bauch voll Popcorn und Cola.

Alle 7 Kommentare ansehen

Der Film ist einfach nur schlecht
(Gerhard Rohrer, 20.09.2001 12:01)

Klaus Hübner hat diesen Film nicht gesehen
(gabriel, 20.09.2001 15:36)

Re: Klaus Hübner hat diesen Film nicht gesehen
(Gerhard, 23.09.2001 20:48)

Stellungnahme...
(Peter Hiess (Chefred.), 23.09.2001 20:50)

Re: Stellungnahme...
(Gerhard, 25.09.2001 02:45)