07-02-2001/Abteilung: Literatur/Archiv

Fortsetzung...

 

Maschinenpistolen, Handgranaten, Zeitbomben sind gewöhnlich Tiger Manns Handwerkszeug, wenn er auszieht, die Spione das Gruseln zu lehren. Doch er ist fast tot, ehe es ihm dämmert, daß auch eine Handvoll Nylonwäsche die Brisanz einer mittleren Atombombe haben kann. Dann aber geht die Sonne für einen ganzen Agentenring zum letztenmal auf. Denn: Der Tiger ist wieder los!
(Backcover-Text von "Blut in der Sonne")

Wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, den auf ihn angesetzten Killern den Garaus zu machen, oder am (oder vielleicht eher unter dem) Rockzipfel vollbusiger Schönheiten hängt, tritt er natürlich stets für das "Gute" ein, rettet die Welt und versucht endlich, seine Herzensdame zu ehelichen.

Im Gegensatz zu Mike Hammer, dem es eher spät gelingt, mit Velda zusammenzukommen, ist Tiger nämlich bereits im ersten Roman mit seiner Rondine fix liiert und fiebert dem ersehnten Hochzeitstag entgegen. Doch leider kommt immer wieder etwas dazwischen, und so wird das freudige Ereignis von Buch zu Buch verschoben. Ansonsten kann ruhigen Gewissens behauptet werden, daß Tiger Mann nichts anderes als eine geringfügig veränderte Version von Mike Hammer ist. Statt die bösen Buben als Privatdetektiv zu erledigen, bringt er sie lieber als amerikanische Antwort auf Flemings Bond zur Strecke. Doch dies tut dem Lesevergnügen keinerlei Abbruch; denn wer einmal Spillane gelesen hat, der weiß, wie unterhaltsam der Maestro schreibt.

Es gibt Nächte, in denen man die City für sich alleine haben kann. Der Regen treibt die Bewohner tiefer hinein in das warme Dunkel der Häuser, fort von den Adern, die ihre weiten Teile miteinander verbinden. Der Stadtteil, durch den ich ging, glich dem amputierten Glied eines Riesenkörpers, einer Geisterstadt, die wenige Stunden zuvor noch von lautem, grellen Leben erfüllt war.
(Tiger Mann in "Unter drei Augen")

Nachdem Tiger seinen ersten Auftritt erfolgreich (und vor allem lebendig) hinter sich gebracht hatte, schickte ihn Spillane noch drei weitere Male auf Verbrecherjagd. Jedesmal hatte er dabei die Aufgabe, die Welt vor sich selbst zu retten. Kalter Krieg, böse Russen und heiße Mädels pflasterten dabei stets seinen Weg. Obwohl seine Romane qualitativ nicht an die Abenteuer des "großen Bruders" heranreichen, ist es ein nicht minder unterhaltsames Vergnügen, dem Herrn mit der .45er auf seiner Reise durch die menschlichen Abgründe zu begleiten.

Die Tiger-Mann-Reihe erzeugte bei ihrem Erscheinen ein ähnliches Medienecho wie andere Arbeiten von Spillane. Die üblichen Idioten warfen den actionreichen Geschichten vor, brutal und frauenverachtend zu sein, aber auch faschistoide Methoden zu verherrlichen. Darauf gibt es eigentlich nur eine Antwort (Sie wissen schon - Betsy)... Tatsache ist jedoch leider, daß aufgrund des Meinungsterrors der Moralhüter die deutschen Übersetzungen von Spillanes Geheimagentenabenteuern ebenso zensuriert wurden wie seinerzeit die Mike-Hammer- Reihe.

The .45 caught him beautifully. It took the Magnum out of his hand and left a bleeding stump with two fingers missing ... He felt my foot on the back of his neck, keeping his face pressed into the shallows at the edge of the tide, and he clawed futilely through a froth of blood from the remains of his fingers at the weight that was killing him.
(Tiger Mann in "The By-Pass Control")

Sollten Sie trotz alledem in einem Antiquariat über eines der recht raren Exemplare dieser Romane stolpern, dann greifen Sie schnell zu - denn wer weiß, ob das illustre Quartett jemals neu aufgelegt werden wird. In diesem Sinne: Viel Spaß bei der Tigerjagd!
 

Die Tiger-Mann-Romane:

Day of the Guns (1964)
dt. Titel: Der Tiger ist los (1966)

Bloody Sunrise (1965)
dt. Titel: Blut in der Sonne (1966)

The Death Dealers (1965)
dt. Titel: Unter drei Augen(1966)

The By-Pass Control (1967)
dt. Titel: Der Ein-Mann-Krieg (1967)

Die dt. Übersetzungen sind in der Krimi-Taschenbuchreihe des Verlags Ullstein erschienen.