Potentiell explosiv

Schon für den Soundtrack zu seinem ersten Film traf der britische Regisseur Guy Ritchie eine äußerst gelungene Musikauswahl. Auch für seinen aktuellen Film "Snatch" ist ihm eine durchwegs hörenswerte Selektion gelungen.

In den letzten paar Jahren hat es sich leider eingebürgert, daß Soundtracks immer mehr zu zusammenhanglosen Compilations verkommen, deren Nummern als bestenfalls "inspired by the motion picture" zu sehen sind. Zu den wenigen Ausnahmen gehört Guy Ritchie, der bereits seinem ersten Film, "Lock, Stock & Two Smoking Barrels" (bei uns unter "Bube, Dame, König, Gras" bekannt), einen ausgesprochen fein selektierten Soundtrack verpaßte.

Auch für seinen zweiten Kinofilm, "Snatch" (siehe EVOLVER-Rezension), hat der britische Regie-Geheimtip wieder eine äußerst erlesene Auswahl getroffen. Mit 17 Songs und vier kurzen Dialogen aus dem Film bekommt man eine sehr bizarre, aber absolut hörenswerte Mischung aller möglichen Künstler und Genres geboten. Wo sonst kann man schon Bobby Byrds Cover des James-Brown-Klassikers "Hot Pants (I´m Coming, Coming, Coming)" neben Massive Attacks "Angel" und dem Traditional "Hava Nagila" hören?

Auf elektronische Tracks wie den gelungenen Opener "Diamond" von Klint, die Breaktbeat-Nummer "Supermoves" von den Overseers oder das an Daft Punk erinnernde "Disco Science" von Mirwais folgen ausgesuchte R&B-Darbietungen von Maceo and the Macs oder Huey "Piano" Smith and the Clowns; nach ein paar 70er-Jahre-Pop-Songs wie "Hernando´s Hideaway" von den Johnston Brothers und 80er-Reggae von 10CC kommt ein wenig Britpop von Oasis mit "F**kin´ in the Bushes".

Dazwischen mischt Ritchie die TripHop-Nummern "Angel" von Massive Attack, "Sensual Woman" von The Herbaliser sowie den Klassiker "Ghost Town" der Specials und das viel zu selten gewürdigte Glanzstück der Stranglers "Golden Brown". Einzig "Lucky Star", ein älterer Song von Mrs. Ritchie - Madonna - wirkt fehl am Platz und kann sich absolut nicht in das ansonsten funkige Konzept eingliedern.

Bis auf ein paar nicht wirklich zum Rest passende Songs ist Ritchie also wieder eine sorgfältig ausgewählte Selektion gelungen, die es allerdings nicht ganz mit der ausgewogenen Stimmung des "Bube, Dame, König, Gras"-Soundtracks aufnehmen kann. Alles in allem eine gewagte, aber durchaus hörenswerte Mischung.

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