Fortsetzung...

Filmcasino Sommerkino - 8. August 2000, 20h

Jam Session

Zur Viennale 99 hat es JAM SESSION leider nicht mehr rechtzeitig geschafft, dafür erhält man jetzt etwas verspätet die Gelegenheit zu sehen, wie Großmeister Kitano Takeshi arbeitet. Shinozaki Makoto (bekannt durch seinen Regieerstling "Okaeri") begleitete ihn und sein Team bei den Dreharbeiten zu "Kikujiro No Natsu" (ebenfalls zu sehen am 24.7.) und machte aus Tonnen von Filmmaterial dieses kleine, anderthalbstündige "Making Of", das den Zuschauer Teil des Geschehens werden läßt, da es auf jegliches Off-Kommentar oder andere direkte Eingriffe in den Entstehungsprozeß verzichtet und als stiller Betrachter im Hintergrund bleibt. Still im wahrsten Sinne des Wortes, denn wer glaubt, das übliche "Making Of" inklusive musikalischer Untermalung, eingeflochtenen Filmsequenzen und ähnlichem aufpolierten Firlefanz vorgesetzt zu bekommen, wird zwangsläufig enttäuscht. Ein absolutes Muß für alle Freunde des Fürsten!

Filmcasino Sommerkino - 9. August 2000, 20.00 Uhr

Ikinai

IKINAI, der Debütfilm des ersten Regieassistenten Kitanos, Shimizu Hiroshi, erzählt die Geschichte einer Gruppe potentieller Selbstmörder, getarnt als Reisegesellschaft. Mit Hilfe eines gemieteten Busses will das "Schreckliche Dutzend" ihrer Probleme Herr werden, indem es vereint in den Tod fährt. Doch einer der Insassen ist plötzlich verhindert und überläßt das Ticket kurzerhand seiner Nichte, die nichts anderes im Kopf hat, als die Tour auf der "Road to Hell" zu genießen - natürlich ohne blassen Schimmer über von die Absichten ihrer Gefährten. Chaos ist also vorprogrammiert.
Shimizus Erstling erinnert ein wenig an die Werke seines Mentors, allerdings ganz ohne 'kitanesque' Gewalt, die abgesehen von "Scene at the Sea" und "Kikujiros Sommer" ja doch ein mehr oder weniger fixer Bestandteil von Kitanos Filmen zu sein scheint. IKINAI präsentiert sich als schwarz eingefärbte Komödie, die den Zuschauer zum Schmunzeln bringt und zum Nachdenken anregt. Das Drehbuch stammt übrigens von Dankan, ebenfalls Mitarbeiter der Office Kitano. Bleibt nur zu hoffen, daß der Meister seinen Schützlingen in Zukunft öfters den Regiestuhl anbietet.

Filmcasino Sommerkino - 9. August 2000, 22.00 Uhr

Love will tear us apart

Natürlich kann kein Artikel über das Asien-Kino ohne einen Film aus Hongkong auskommen. In dieser Sommerkino-Saison ist die Wahl auf Nelson Yus Regiedebüt LOVE WILL TEAR US APART gefallen, eine vertrackte Beziehungskiste rund um Immigranten vom Festland, die sich in Hongkong die Erfüllung ihrer Sehnsüchte erwarten, stattdessen aber nur eine Ladung bittere Realität abbekommen.

Ah Ying, eine Prostituierte aus China, will in der ehemaligen britischen Kronkolonie das große Glück finden. Sie lernt im Lauf der Geschichte aber nur ein paar andere Pechvögel kennen: den in einem Pornoladen arbeitenden Ex-Gangster Ah Yian und Ah Chun, der sich seine täglichen Kicks entweder im Bordell oder mit Scherzanrufen bei Radioshows holt. Alle drei hoffen auf das große Glück, doch hier im Mongkok-Viertel liegt das Gold nicht gerade auf der Straße.
LOVE WILL TEAR US APART beschäftigt sich mit den Problemen von Einwanderern - eine Thematik, die im Honkong-Kino (genau wie im japanischen) immer wieder zu finden ist. Man denke nur an Ann Huis großartigen "Song of the Exile" oder Haradas "Kamikaze Taxi". Wenngleich sich darin Herangehensweise und Grundproblematik stark voneinander unterscheiden, zeigen solche Filme doch immer wieder, daß man nicht überall mit offenen Armen empfangen wird und der vermeintliche "Himmel auf Erden" sich oftmals als Enttäuschung herausstellt.
Wer hinter LOVE WILL TEAR US APART das übliche leicht verdauliche Mittelmaß verwutet, das noch anno 1997 die Hongkong-Produktionen dominierte, täuscht sich glücklicherweise. Seit dem Anschluß an China ist hier nämlich ein starker Wandel bemerkbar; Autorenfilm und Cineastenkino verlieren ihre Rolle als belächeltes, ungeliebtes Nebenprodukt immer mehr.
Nelson Yu, der auf ein in Brüssel abgeschlossenes Filmstudium zurückblicken kann, war bereits 1996 mit seiner preisgekrönten Dokumentation "Neon Goddesses" auf zahlreichen Festivals positiv aufgefallen. Als Produzent des Films fungiert übrigens neben Tony Leung Ka-Fai auch Stanley Kwan, der sich zuerst als Regieassistent Ann Huis und später mit Filmen wie "Centre Stage" oder "Rouge" in Hongkong zu Recht einen Namen gemacht hat.



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