Mit einer charmanten Mixtur aus Freestyle-Electronica und Indie-Pop hat Klein Records, das Label/Künstlerkonglomerat rund um Christian Candid, den zur Zeit attraktivsten Gegenentwurf zur großen Jazzy-Kaffeehaus-Langeweile parat. Und der ist auch noch heimtauglich, ohne die Clubkompatibilität zu verlieren (oder umgekehrt) - meint Roman Schilhart.

Wenn es gegenwärtig so etwas wie ambitionierte elektronische Musik aus Österreich gibt, die den Brückenschlag zwischen Dance, Indie und Pop ohne Peinlichkeiten schafft, findet man sie bei Klein Records. Dort ist schon der Name Programm. Alles soll überschaubar und familiär bleiben - darauf legt Christian Candid, der Betreiber des Labels, größten Wert. Das vorrangige Ziel heißt: Unabhängigkeit. Soziale Zusammenhänge zwischen den Künstlern sollen hergestellt und erhalten, ein nach allen Seiten offener Raum für die Auseinandersetzung mit elektronischer Musik geschaffen werden. Regional zu operieren, erscheint da nur logisch. Obwohl mittlerweile täglich Demos, auch aus dem Ausland, auf Christians Schreibtisch landen, weiß er um die Vorteile der "think global, act local"-Philosophie. In den vergangenen Jahren hat Klein Records eine respektable Basis geschaffen und einen ansehnlichen Künstlerstamm um sich geschart, dessen Reputation bereits weit über die Grenzen unseres Landes hinausgeht.

Mitte der 90er entstand Klein Records in einer Grauzone zwischen Clubkultur und Alternativszene; die ersten Releases kamen als herrlich altmodische 7"-Singles daher, die man in der Tschechei pressen ließ. Nebenbei wurden Parties im Chelsea und im Flex organisiert, Platten gedreht und Kontakte geknüpft. Eine der Bands, die damals unter Vertrag genommen wurden, nannte sich Sofa Surfers. Die waren zuvor eigentlich eine Rockband mit elektronischen Ambitionen, fanden dann aber auch an Techno und Dub Interesse und kochten aus diesem Stilgemisch ihr ganz eigenes Süppchen. Mittlerweile sind die Sofa Surfers längst zu einem Fixpunkt der Wiener Musiklandschaft avanciert und können in einem Atemzug mit Kruder & Dorfmeister genannt werden - nicht zuletzt deshalb, weil es Richard Dorfmeister war, der ihrer Single "Sofa Rockers" einen Remix verpasste und somit maßgeblich dazu beitrug, die Medienmaschine anzuheizen. Plötzlich fanden sich Plattenrezensionen in großen englischen Musikmagazinen, zahlreiche Einladungen zu Konzerten folgten, und schließlich klopfte ein großes internationales Label an.



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