Viennale-Tips von Claus Philipp (DER STANDARD)

George Washington
(Regie: David Gordon Green)
Das Regiedebüt eines knapp 25jährigen Filmemachers aus Texas ist ein eigenwilliges, bildmächtiges Werk, das in mancher Hinsicht an Terrence Malicks "Badlands" erinnert. Lakonische Off-Kommentare begleiten drei Tage im Leben einer Gruppe von Kindern, die jäh mit Tod und Schuld konfrontiert werden. Der kleine George W., der an einer geheimnisvollen Knochenkrankheit leidet, beschließt, "Superheld" zu werden. Green kontrastiert dies mit beeindruckender Landschaftsphotographie, symbolischen Details, verführerisch schlichter Musik und Verweisen auf die gewalttätige US-Geschichte.

Neustadt. Stau (Stand der Dinge)
(Regie: Thomas Heise)
Alle reden über den deutschen Rechtsextremismus, und an den Rändern der ostdeutschen Städte geht die soziale Verwahrlosungsspirale unverdrossen abwärts. Heise liefert mit "Neustadt" das, was Dokumentation im besten Sinne leisten kann: "Man erfährt ein anderes Leben, eine andere einem selbst ganz unbekannte Lebensweise. Die muß man erst einmal annehmen, um sie beschreiben zu können", sagte der Filmemacher einmal im Gespräch mit Bert Rebhandl.

Johnny West
(Regie: Roald Koller)
Ein Film, den ich noch nicht gesehen habe. Aber schon eine Tatsache genügt, dieses Viennale-Angebot eines "zweiten Blicks", der für uns alle eigentlich der erste ist, zu empfehlen: Rio Reiser in der Hauptrolle.

Les glaneurs et la glaneuse
(Regie: Agnes Varda)
Die Filmemacherin Varda auf der Suche nach Resteverwertern in der Nachfolge eines berühmten Kartoffelklauber-Gemäldes von Francois Millet: eine Abhandlung über verdrängte Wahrnehmungen der Wohlstandsgesellschaft bzw. des Kinos, das unabhängige Bilder zunehmend an die Peripherien verdrängt. Und dort gestaltet sich die Arbeit in den Schneideräumen ja auch immer wieder zu einer Sammlung und Verwertung von Resten, in denen nur wildes Denken noch Sinn macht. Und gegen Vardas Müll sieht jugendlicher Trash oft tatsächlich alt aus.



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