Fortsetzung...

McClellan: Nun, die öffentliche Meinung muß daran mitbeteiligt gewesen sein, oder zumindest die Meinung des Gerichts. Ich will niemanden falsch beurteilen. Die Öffentlichkeit will das nach meiner Meinung ebenfalls nicht. Wir wollen Ihnen jede Möglichkeit geben, fair zu diesem Ausschuß zu sein, fair sich selbst gegenüber und ehrlich zu diesem Land zu sein, falls Ihnen überhaupt etwas an diesem Land liegt. Ich möchte Sie folgendes fragen: Würden sich dieser Ausschuß und die Öffentlichkeit irren, wenn sie nach Ihren Antworten oder besser, nach Ihren verweigerten Antworten auf wichtige Fragen und Ihrem Verhalten im Zeugenstand zu dem Urteil kämen, daß Sie jetzt Kommunist sind, daß Sie Kommunist waren und noch immer der kommunistischen Philosophie anhängen? Wären wir im Irrtum, wenn wir Ihre Haltung und Handlungen so beurteilen?
Hammett: Ich verweigere die Antwort, weil ich mich dadurch selbst belasten könnte, wobei ich mich auf den 5. Zusatz zur Verfassung der Vereinigten Staaten berufe.

McClellan: Damit steht es uns frei, gemäß unserer Feststellungen und der Schlüsse aufgrund Ihrer Weigerung zu antworten und Ihres Verhaltens im Zeugenstand zu einem Urteil zu kommen.
Hammett: Ist das eine Frage, Sir?

McClellan: Wenn Sie darauf antworten wollen, ist es eine Frage. Wollen Sie sich wieder auf die Verfassung berufen?
Hammett: Ja, Sir.

McCarthy: Zu Ihrer Information, für den Fall, daß Sie es nicht wissen. Mr. Budenz, der ehemalige Redakteur des kommunistischen "Daily Worker", nannte Sie als einen von jenen, die die Kommunistische Partei benutzte, um die kommunistische Sache zu fördern. Er bezeichnete Sie als Kommunisten, der der kommunistischen Parteidisziplin unterstand. Wenn Sie sich dazu äußern wollen, bitte sehr.
Hammett: Nein, Sir. Dazu will ich mich nicht äußern.

McCarthy: Ich habe keine weiteren Fragen.
Cohn: Ich möchte gerne folgendes fragen: Sagte uns Mr.Budenz die Wahrheit, als er Sie einen Kommunisten nannte?
Hammett: Ich verweigere die Antwort, weil ich mich dadurch selbst belasten könnte, wobei ich mich auf den 5. Zusatz zur Verfassung der Vereinigten Staaten berufe.

Cohn: Als er uns sagte, Sie unterstünden der kommunistischen Parteidisziplin?
Hammett: Ich verweigere die Antwort mit derselben Begründung.

McCarthy: Vielleicht darf ich noch eine weitere Frage stellen: Mr. Hammett, wenn Sie, wie wir es tun, über einhundert Millionen Dollar im Jahr für ein Informationsprogramm ausgäben, das der Bekämpfung des Kommunismus dient, und wenn Sie für dieses Programm zur Bekämpfung des Kommunismus verantwortlich wären, würden Sie dann die Werke von etwa 75 kommunistischen Schriftstellern kaufen und ihre Bücher in der ganzen Welt verteilen und ihnen auch noch einen Stempel mit unserer offiziellen Anerkennung aufdrücken?
Hammett: Tja, ich denke - natürlich weiß ich es nicht - , falls ich den Kommunismus bekämpfen würde, würde ich den Leuten überhaupt keine Bücher geben.

McCarthy: Von einem Autor hört sich das ungewöhnlich an. Vielen Dank. Sie sind entlassen.


Diesmal mußte Hammett nicht ins Gefängnis. Aber wirtschaftlich war der einstige Großverdiener nach den Anhörungen und seinem Gefängnisaufenthalt ruiniert. Hollywood machte keine Verträge mehr mit ihm, seine Bücher wurden nicht neu aufgelegt, seine Hörspielserien wie "Die Abenteuer des Sam Spade" oder "Der fette Mann" wurden abgesetzt, und kaum jemand erinnerte sich daran, daß dieser ausgebrannte Mann eine Menge Menschen finanziell immer großzügig unterstützt hatte. Noch Jahre nach dem Ende der Schreckensherrschaft des inquisitorischen Senators standen Hammetts Bücher auf dem Index der öffentlichen Büchereien. Dabei verfolgten ihn die Steuerbehörden seit dem ersten Prozeß gnadenlos. Die letzten Jahre überlebte er nur durch Tantiemen aus dem Ausland und die Unterstützung seiner einstigen Lebensgefährtin Lillian Hellman. Er starb 1961 als gebrochener Mann an Krebs.

Drei Monate nach der oben zitierten Anhörung am 22. Juni 1953 erging eine vertrauliche Anweisung des State Department an die amerikanischen Bibliotheken in Übersee, die die Entfernung subversiver Autoren anordnete. Die Hammett-Biographin Diane Jonson berichtete: "Bücher von Hammett, Lillian Hellman, Langston Hughes, Theodore W. White und eine Reihe anderer waren betroffen. Die Bücherei in Tokio verbrannte in ihrer Begeisterung die Bücher, doch in anderen Ländern legten sie sie vorsichtshalber für später beiseite. In San Antonio forderte ein Frauenkomitee die Verbrennung von Albert Einsteins 'Vier Vorlesungen über Relativitätstheorie' und einer Ausgabe von 'Moby Dick', die von dem linken Maler Rockwell Kent illustriert worden war. Thomas Mann, der noch in Kalifornien lebte und in Nazi-Deutschland die Verbrennung seiner Bücher erlebt hatte, erlebte nun erneut ihre Verbrennung in Amerika. McCarthy war begeistert von solchen Angriffen auf verräterische oder obszöne Autoren wie Hammett."

Oder, um es mit den Worten des "Hexenjägers" selbst auszudrücken: "Bloß, weil etwas auf einem Stück Papier steht, ist es noch lange nicht heilig."



Vorliegenden Kommentar ansehen

danke
(dashiell, 16.01.2002 14:18)