Das japanische Trommel-Ensemble Kodo verbindet traditionelle japanische Musik mit Klängen der Avantgarde. Von ihrer einzigartigen Performance konnte man sich am 24. 11. im Festspielhaus St. Pölten selbst überzeugen. Walter Robotka war für den EVOLVER vor Ort.

Die japanischen Trommler von Kodo sind dem interessierten Hörer bereits seit den frühen achtziger Jahren ein Begriff. Als das Ensemble damals bei den Berliner Festwochen ihr Europadebüt gab, forderte das enthusiastische Publikum über eine Stunde lang Zugabe um Zugabe. Die Londoner Queen Elisabeth Hall war zwei Wochen lang ausverkauft, als Kodo auf einer Tournee in Großbritannien Station machten. Und die "New York City Daily News" schrieb vor zwei Jahren über sie: "Wenn man diese brilliante Truppe nicht erlebt hat, ist man um eine beinahe unbeschreibliche Erfahrung ärmer." Was ist nun der besondere Reiz an diesen Musikern, die es schaffen, Kritiker und Publikum gleichermaßen zu begeistern?

Selbstgewählte Zurückgezogenheit

Das japanische Wort "Kodo" bedeutet einerseits "Herzschlag", andererseits "Die Kinder der Trommel". Die Mitglieder dieser Künstlergruppe leben in einer freiwillig gewählten Gemeinschaft auf der Halbinsel Sado in ihrem eigenen "Kodo Village". Man erwarb ein großes bewaldetes Grundstück mit einigen desolaten Gebäuden, die renoviert wurden und jetzt ungefähr vierzig Personen Platz zum Leben bieten. Als Zentrum fungiert dabei ein altes Landhaus, das Koch-, Schlaf-, und Lebensräume beherbergt, sowie ein Studio und eine große Probenhalle. Verheiratete Mitglieder sind in nahegelegenen Häusern untergebracht.

Im Zentrum der Arbeit des Ensembles steht die japanische Trommel Taiko, die als das ursprünglichste Instrument der Welt gilt. Ihr Klang gleiche dem Herzschlag der Mutter, wie ihn ein Kind im Mutterleib wahrnimmt, so Kodo. In der Geschichte des Landes hatte sie allerdings auch bereits politische Bedeutung - die Grenzen der einzelnen Dörfer wurden nicht nur durch geographische Gegebenheiten abgesteckt, sondern auch durch die Reichweite der Musik der Taiko. Auf der Grundlage dieses Instruments versuchen Kodo nun ihr kulturelles Erbe zu bewahren und gleichzeitig eine neue, lebendige Tradition zu schaffen, bei der sie die Begegnung mit westlichen Klängen nicht scheuen, sondern diese in ihre Musik einfließen lassen.

Körperbeherrschung und Disziplin

Kodo arbeiten mit einerVielzahl verschiedener Trommeln - von der kleinen Jang-gwara, die einer Zimbel nicht unähnlich ist, über die mittelgroße Shimejishi bis zur gigantischen O-daiko ist dabei alles vertreten. Das letztgenannte Instrument wird aus einem einzigen Baum geschnitzt, mißt fast einen Meter im Durchmesser und wiegt mehr als 400 Kilo. Die Krönung aller Trommeln stellt allerdings die über eine Tonne schwere Yatai dar, die auf einem Handwagen befestigt ist, der von mehreren Mitgliedern des Ensembles mittels einer speziellen Technik gezogen wird.

Die bereits genannte O-daiko-Trommel wird von den Musikern auf eine ganz spezielle Art und Weise gespielt: sie steht tief am Boden und der Trommler verharrt in einer extrem anstrengenden Körperhaltung - nämlich im etwas aufgerichteten Liegen - vor ihr. Wer sich schon einmal an Sit-ups versucht habt, der weiß, wie sehr diese Übung die Bauchmuskeln strapaziert (und das ohne Trommelarbeit).



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da kann man nur sagen:
(monegasse, 11.01.2002 15:47)

hilfe
(Anonym, 09.04.2006 22:04)

Kodo
(Marion, 14.06.2006 11:30)

ja hallo
(fürzchen, 16.06.2006 22:21)