Mit "Aus Liebe zum Spiel", einem Sport-Rührstück übelster Hollywood-Machart, begeht Ex-Trashfilmer Sam Raimi das 21. Jahrhundert. Steht der Kompromiß aus Langeweile und Kalkül im Dienste einer bevorstehenden Rückkehr zum Trash im wirklich großen Stil? Klaus Hübner fand Zeit für einen Blick in bessere Tage - und in die mögliche Zukunft.

Es war eine verschneite Winternacht des Jahres 1984, als sich der Autor dieser Zeilen im Alter von 14 Jahren wieder einmal ohne Wissen seiner Eltern eine Freitagnacht in der Stadt um die Ohren schlug. Mitternacht lag zwei Stunden zurück, die Hose war aufgrund des schlechten Wetters tot, alle Freunde nach Hause gegangen, und so blieb als letzter Zufluchtsort nur der zwielichtige Erwachsenen-Club "Movie Bar", wo allabendlich auf einem dieser altmodischen, gewölbten Videobeamer-Screens bis zur Supermarkt-Öffnungszeit amerikanische Import-Videos gezeigt wurden.

Der damals stets auf älter getrimmte Autor verschaffte sich mit der üblichen und gern akzeptierten Lüge, er hätte seinen (nicht existenten) Mitgliedsausweis vergessen, Zutritt zu der gemütlich düsteren Spelunke. Wie immer wurde auf den hinteren Plätzen fest gekifft, und in den vorderen Reihen saßen die Filmfreaks mit ihren Mädchen (Vorsicht - wir schreiben 1984, da gab´s noch keine Emanzipation in Österreich). Schon beim Bestellen des billigsten Getränks (Soda) bemerkte der Autor, daß sich die Girls ungewöhnlich heftig an ihre Begleiter bzw. in die dunklen Polstermöbel krallten, und daß generell eine bemerkenswert konzentrierte Stimmung herrschte. Spätestens beim Ausdämpfen der ersten Smart war klar, was vorging. Auf dem Screen lief "Psycho II" mit Anthony Perkins - und das stellte sich nur als Anfang einer langen Nacht des blanken Horrors heraus.

Der Autor war trotz seines zarten Altern nicht unbedarft in Sachen Horrorkino; Dracula, Frankenstein, die Mumie und auch Godzilla waren ihm längst ans Herz gewachsen. Erfahrungen mit dem Thriller-Kino waren noch eher schmal, daher geriet das aus heutiger Sichtweise eher matte Hitchcock-Remake zu einer spannenden, ziemlich gruseligen Erfahrung. Dann aber hatte der Spaß ein Ende. Es folgte John Carpenters "The Thing From Outer Space", und mit dem ist bekanntlich bis heute nicht zu spaßen. Abgerissene Köpfe, aus denen Beine und Fühler wachsen, und dämonisch verkrümmte, von innen nach außen gekehrte Körper, aus denen riesige Monstrositäten herausbrechen, hatte der Autor bis dato nicht gesehen, und sein Adrenalinspiegel bewegte sich über die gesamte Laufzeit in ungesunden Höhen.



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