Fortsetzung...

Bis Mitte der 90er Jahre hatte Sam Raimi fast ausschließlich Trash-Movies im eigentlichsten Sinn produziert - und war (auch kommerziell) zum unbestrittenen König des Genres aufgestiegen. Zu mehr wollte es dann aber doch noch nicht reichen. "The Quick and the Dead" (1995), ein Western mit Sharon Stone, wurde aufgrund seiner (aufgebauschten) Freizügigkeit ein paarmal umgeschnitten und schaffte es schließlich kaum in die europäischen Kinos. Mittlerweile existiert allerdings ein Director´s Cut auf Video - und der ist gar nicht so schlecht. 1998 war es endlich soweit, daß die internationale Filmszene auch künstlerisch auf Raimi aufmerksam wurde. "A Simple Plan", sein sarkastischer Krimi um ein paar einfältige Landeier, die gefundenes Geld verstecken und sich nach und nach aus Mißtrauen und Paranoia zerfleischen, war kommerziell erfolgreich und wurde von Kritikern und Cineasten weltweit mit Respekt goutiert.

Letztes Jahr produzierte er schließlich - neben einem Flop namens "Doomsday Man", der nicht einmal auf Video zu kriegen ist - eine für Europäer völlig uninteressante Baseball-Liebesgeschichte namens "For Love of the Game". Mit dem Film trennt sich Raimi von sämtlichen Ecken und Kanten; er ordnet sich total und ohne geringsten Widerstand dem Hollywood-Mainstream unter. Der völlig belanglose Kevin-Costner-Langweiler startet bei uns Mitte Mai unter dem deutschen Titel "Aus Liebe zum Spiel".

Sam Raimi macht einen Scheißfilm vom Hollywood-Reißbrett? Das kann ja wohl nicht wahr sein. Noch dazu kann der Film auch die geringsten Erwartungen, dank dieses besonderen Regisseurs doch etwas mehr als den üblichen Seifentopf geliefert zu bekommen, nicht einmal in Ansätzen erfüllen. Brav hat sich Raimi in seinen Regiestuhl gesetzt und das Drehbuch seiner vorgesetzten Studiokalkulanten heruntergekurbelt. Kevin Costner ließ er dabei die gewohnt steife Dumpfbacken-Nummer abziehen, und hier und da wird wie üblich die Tränendrüse bemüht.

Es wäre bei aller Enttäuschung verfrüht, den ehemaligen Trashfilmer als gekauft und verloren abzustempeln. Viel wahrscheinlicher ist, daß Raimi selbst genau kalkuliert hat. Mit einem Kitschfilm im Massensport-Milieu kann man in Amerika nämlich nicht verlieren, und wenn auch noch Kevin Costner mitspielt, füllen sich die Kassen wie von selbst - da gibt es nichts Neues über die Masse und deren Geschmack zu lamentieren. Raimi wollte sich wahrscheinlich einfach nur Zugang zu den wirklich großen Geldtöpfen Hollywoods verschaffen, um endlich ein wirklich sauteures, großes Trashmovie mit allen ILM-Raffinessen machen zu können - und das scheint ihm dank des großen Erfolges von "For Love of the Game" durchaus gelingen zu können.

Dieses Jahr steht mit "The Gift", einem esoterisch angehauchten Krimi über eine junge Hellseherin, die eine Vermißte suchen hilft, noch ein wohl eher braves Hollywood-Gruselfilmchen bevor - allerdings starbesetzt mit Cate Blanchett ("Elizabeth"), Keanu Reeves ("Matrix") und Neo-Oscar-Trägerin Hilary Swank ("Boys Don´t Cry"). 2001 aber wird es ernst. Dann steht nämlich die seit Jahren herumgereichte und immer wieder im Dunstkreis von Größen wie Schwarzenegger oder James Cameron aufgetauchte Neuinterpretation von "Spider-Man" auf Raimis Regieplan. Die zugehörigen Comics kennt und liebt er jedenfalls seit seiner Kindheit. Das kann also nur spannend werden.



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