Fortsetzung...

Und weil wir gerade vom Speichern reden: Welcher Gehirnakrobat hatte eigentlich die Idee, daß man bei "Vampire - Die Maskerade" nur an bestimmten Stellen speichern darf? Da kämpft man sich stundenlang durch dunkle Städte, um dann in einem Hinterhalt aufgerieben zu werden - und als Belohnung darf man sich die ganze Langzeitaktion gleich noch einmal antun, weil der letzte Savepoint vor vier Stunden erreicht wurde. Toll, dankeschön. (OK, mittlerweile gibt es einen Patch, der beliebiges Speichern während des Spiels erlaubt, aber das hätten sich die bei Nihilistic doch gleich denken können...)

Alles in allem wäre "Vampire" ein klassischer Flop, da das Spiel schlecht ausbalanciert, unfair sowie durch und durch frustrierend ist. Die Missionen sind nach dem typischen Schema "Geh dorthin und hol das, dann geht´s hier weiter" gestrickt; auch hier wäre eindeutig mehr drin gewesen. Doch erfreulicherweise besitzt das Game ein Feature, das es zu einem lohnenswerten Kauf macht - vor allem für jene unter uns, die gern sogenannte "Pen & Paper"-Rollenspiele spielen.

Der integrierte Storyteller-Modus ist ein wahrer Geniestreich, der im gesamten Universum der Computerspiele noch nicht dagewesen ist. Mit den begrenzten Möglichkeiten, die mit dem Spiel mitgeliefert werden, lassen sich wunderschöne Abenteuer für bis zu vier Spieler erschaffen. Jeder Raum, der im Singleplayer-Modus zugänglich ist, kann auch in den eigenen Szenarios verwendet und mit neuen NPCs, Objekten und Artefakten versehen werden.

Um wirklich in den vollen Genuß des STM ("Storyteller Mode") zu kommen, ist jedoch unbedingt das kostenlose NOD-SDK (Software Developement Kit) notwendig. Damit können Leute, die sich zum Spielleiter berufen fühlen, mit Hilfe einer feinen 3D-Engine eigene Räume erstellen, NPCs umbenennen, neue Texturen verwenden usw. usf. Zudem sind auch die offiziellen Levels von "VTM" zum Download und Editieren erhältlich. Man kann also die selbstgefertigten Clubs, Bars, Hotels, Flughäfen etc. mit ein paar kleinen Tricks an die vorgefertigten Karten anhängen und so immer wieder neue Welten erschaffen.

Doch die SDK ist nicht leicht zu bedienen. Während hübsche Levels in einigen Stunden gebastelt werden können, sind für vieles andere oft tiefgreifende Eingriffe in die "VTM"-Spieldateien notwendig. Für Programmierer besonders interessant: Wer "Java" beherrscht, kann selbstgebastelte Effekte, Disciplines, computergesteuerte Dialoge und ähnliches in das Game einfügen. Falls man noch dazu ein gutes 3D-Programm wie etwa "Maya" besitzt, lassen sich damit sogar eigene Figuren erstellen und ins Spiel einbinden.

Wer jetzt befürchtet, daß dieses Software Development Kit nur etwas für Programmierprofis ist, liegt völlig falsch. Zugegeben, einige der Dinge, die man damit anstellen kann, sind zwar tatsächlich denen vorbehalten, die sich schon länger mit den erwähnten Programmen bzw. Programmiersprachen befaßt haben; doch auch ohne Coder-Kenntnisse lassen sich viele coole Sachen machen, was vom Level-Design über die Erzeugung eigenständiger "Chronicles" (Multiplayer-Abenteuer) bis zu Wetter- und Feuereffekten geht. Alles in allem ist die SDK ein äußerst kraftvolles Instrument, mit dem viele spannende Abenteuer erfunden werden können.

Abschließend noch einige SDK-Tips und Tricks für Fortgeschrittene:

1. Installieren Sie die SDK genau in die Verzeichnisse, die in den Tutorials und der Anleitung der SDK angegeben sind. Wenn Sie das nicht tun, kann es zu einem bösen Systemcrash kommen, und man muß eventuell sowohl "Vampire - Die Maskerade" als auch die SDK deinstallieren und anschließend neu installieren.
2. Die Systemdaten von "VTM" befinden sich in *.nob Dateien - das sind Archive, die mit Winzip 8.0+ geöffnet werden können.
3. In vielen Tutorials werden Sie auf eine Datei namens "Local_Eng.nob" hingewiesen. Darin sind wichtige Informationen gespeichert, die unter Umständen editiert werden müssen. In der deutschen Version heißt diese Datei "Local_GM.nob".
4. Die SDK läuft nur unter einer Auflösung von mindestens 1024x768 fehlerfrei. Bei geringerer Auflösung sind manche Menüs (z. B. "Codex Linker") nicht sichbar.

So, und jetzt wünschen wir viel Spaß beim Erschaffen Ihrer ganz privaten Blutsauger-Epen!

VAMPIRE - Die Maskerade

Hersteller/Vertrieb
: Nihilistic/Activision/Dynamic Systems

Genre: Rollenspiel

dt. Fassung Single- und Multiplayer

System: Windows-PC mit mind. 233 MHz, 3D-Grafikkarte, 32 MB RAM, 720 MB Festplattenspeicher

Testexemplar von: Dynamic Systems

Wertung: øøø



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