Kino_Collateral

Eine Nacht in L. A.

Mit Tom Cruise als taxifahrendem Bösewicht meldet sich Regisseur und "Miami Vice"-Erfinder Michael Mann auf der Kinoleinwand zurück.    24.09.2004

Das Setup des jüngsten Michael-Mann-Thrillers "Collateral" ist ruck-zuck erledigt: Zuerst sehen wir Tom Cruise, wie ihm am Los Angeles Airport eine dickbauchige Aktentasche zugespielt wird. Dem Archetypus der Bildsprache des Regisseurs folgend, trägt Cruise eine dunkle Sonnenbrille, ein Siebentagesbärtchen, angegrautes Haar und einen teuren Anzug. Etwas später steigt er in seinem - als optisches Appetithäppchen für die Filmkritikerinnen der Welt komponierten - Alter ego Vincent zu Max (Jamie Foxx) ins Taxi. Er sei nur bis morgen früh in dieser Scheißstadt und wolle ein paar Freunde besuchen, sagt er. Vincent heuert Max als Fahrer für die Nacht an – und beim ersten "Freundschaftsbesuch" bemerkt Max, daß er sich mit einem Auftragsmörder eingelassen hat ...

Obwohl die Storyline von "Collateral" aus klassischen Thriller-Sujets besteht, bleiben Déjà-vu-Erlebnisse weitgehend aus, was hauptsächlich der Kameraführung und der Montage zu verdanken ist. Beide bestimmen maßgeblich das Tempo und die Stimmung des Streifens, die aus Bildern einer Stadt resultieren, in der sieben Millionen Menschen zuviel leben.

Vincent geht es ausschließlich um den Job, der erledigt werden soll, und gute Arbeit fordert er auch von Max. Der Showdown am Ende ist unvermeidlich, auch wenn ihn Mann nicht zelebriert, sondern einfach nur stattfinden läßt. Mit einem Toten an Bord fährt die U-Bahn weiter.

Die Blumen für den besten Schauspieler gehen an Jamie Foxx, der auch viel mehr Text lernen mußte als Tom Cruise. Letzterer liefert eine solide Performance ohne große Highlights und bleibt in seiner Rolle austauschbar. Daß sich sein Name auf dem Plakat hingegen besser verkauft als der von Jamie Foxx, dürfte auch klar sein.

Fazit: Michael Mann ist ein stimmungsvoller Thriller gelungen, mit Los Angeles als bestem Nebendarsteller des Jahres.

Chris Haderer

Collateral

ØØØØ


USA 2004

143 Min.

dt. und engl. OF

Regie: Michael Mann

Darsteller: Tom Cruise, Jamie Foxx, Jada Pinkett Smith u. a.

 

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