Musik_V/A - Fashion Week/Music from the Catwalk

Prada Meinhof

Warum schauen sich altgediente Journalisten zu schickem Sound zusammengeschnittene Modeschauen im Fernsehen an? Genau: wegen der halbnackten Supermöbel. Und die Musik allein hören sie dann, wenn die Gattin zu Hause ist.    16.12.2002

Früher, als das Leben noch nicht ganz so streng in Labels eingeteilt wurde wie heute, gab es noch Boutiquenbesitzer, Fitneßtrainer, Servierpersonal und sonstige Dienstleistungstreibende, die ihr Gewerbe ausüben konnten, ohne groß von den Zeichen der Zeit belästigt zu werden. Heute ist das unmöglich. Mittlerweile braucht jeder Modefriseur einen möglichst coolen Klangteppich im Salon, weil sonst kann er das mit dem Haarschnitt gleich vergessen. Ist natürlich eine Marktlücke.

Die klugen Köpfe vom französischen Label George V haben das sehr bald erkannt und mit ihren "Buddha Bar"-Kompilationen die Aufzugmusik der gut verdienenden, urbanen Mittelschicht erfunden. Gefällige Grooves, gerade edel und eckig genug, um nicht überall gehört zu werden, aber gleichzeitig doch auch nie so abgehoben, daß sie nicht perfekt zu "Sushi Parisienne" oder "Wildschweintrüffeln nach Marokkaner Art" passen würden. Ein perfekter Restaurant-Sound, der sich häppchenweise verschlingen läßt und dabei so angenehm ins Ohr plätschert, daß man gar nicht merkt, das er da ist. War natürlich ein Erfolg.

Und nun das: Ob wir von Jil Sander, Prada, Dolce & Gabanna oder Kenzo sprechen, eine Modeschau lebt nicht nur vom Bild allein, da bleibt auch genug für die Ohren über - weil wo schon jeder Barkeeper mit seinem musikalischen Universum protzt, kann ein internationaler Schneidermeister natürlich nicht mit DJ Ötzi kommen, wenn er seine Katzen zum Laufen schickt. Logisch.

"Fashion Week - Music from the Catwalk" präsentiert die Musik, die während der jüngsten Pariser Modewoche aufgelegt wurde. Zukünftig soll alle sechs Monate ein Sampler auf den Markt kommen. Natasha Atlas, Nitin Shawney, Hans Platzgumer, Jungle Brothers, Queen of Japan und ähnliche - gefällig, geölt, gereinigt von allem Bösen gleitet das beim einem Ohr rein und beim anderen wieder raus. Aber so war es wohl auch gemeint. Gustostückerln vom Rand des Mainstreams, die auf geschmacksterroristische Art und Weise in Gebrauchsmusik verwandelt wurden. Einerseits schade, andererseits: Warum nicht?

Peter Krobath

V/A - Fashion Week /Music from the Catwalk

ØØØØ


George V/Ixthuluh (F 2002)

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