Hercules and Love Affair - Hercules and Love Affair
ØØØØ
DFA/EMI (USA 2008)
Von null auf hundert: Ein eben noch völlig unbekannter New Yorker Produzent hat mit seinem Erstlingswerk gleich einmal eines der Dance-Alben des Jahres abgeliefert - darüber herrscht in den einschlägigen Medien große Einigkeit. Aber was ist wirklich dran am Retro-House von Zeus´ Sohn und dessen Liebesangelegenheit? 09.04.2008
Hinter dem Pseudonym Hercules and Love Affair steckt zunächst einmal Andrew Butler - ein New Yorker Produzent, von dem man bis vor kurzem noch nicht viel gehört hatte, nämlich genau eine Single. Ende vergangenen Jahres war das, "Classique#2" hieß sie und wurde auf DFA releast. Mit einem gelungenen Mix aus Eigenständigkeit und Verbeugung vor der "guten alten Chicagoer Zeit" schaffte es Butler damit, eine ziemlich frische, zeitgemäße Platte zu produzieren, die irgendwie zur rechten Zeit am rechten Ort aufgetaucht war. Es gab erhobene Augenbrauen und Anerkennung in den entsprechenden Kreisen, die Lizensierung von DFA zu EMI folgte - und auch erste Aufträge für Remixe, gleich für Big Names wie Goldfrapp.
Nun ist endlich das selbstbetitelte Debütalbum erschienen, das schon im vorhinein als das nächste große Ding gehandelt wurde. Bei so vielen Vorschußlorbeeren kann einem schon schwindlig werden. Und sieht man sich die Fakten auf dem Papier an - wie "cooles neues Disco-Album aus New York", "Art-School-Milieu", "DFA Records", dann klingt das zunächst ... eher unspannend. Davon gab´s doch in der letzten Zeit schon genug, oder? Die einen fanden´s toll, die anderen zum Kotzen.
In diesem Fall liegen die Dinge aber doch ein wenig anders. Dafür sorgt zunächst einmal Antony Hegarty (von Antony & The Johnsons), der schon auf der B-Seite von "Classique#2" kaum identifizierbar vor sich hin seufzte. Auf dem Album ist er nun auf fünf Tracks vertreten, und die Konstellation ergibt - man will es vielleicht gar nicht so recht glauben - auch wirklich Sinn. Antonys immer noch teilweise am Rande des Zerbrechens stehende Stimme verleiht den Songs einen ganz speziellen Glanz sowie Authentizität. Und er hat etwas mitzuteilen, so wie Nomi und Kim Ann Fox übrigens, mit denen er sich die Gesangs-Parts teilt.
Damit wären wir schon bei einem der wesentlichen Punkte, die dieses Album ausmachen: Hier werden Geschichten erzählt. Hier gibt es Songs, die aber auch zum Tanzen sind - so, wie es gerade in den 80ern immer wieder der Fall gewesen ist (im speziellen etwa bei "There But For The Grace Of God" von Material, den im Zusammenhang mit Hercules oft zitierten ZE Records, aber auch bei frühem House von Blaze, Smack Productions etc.). Es sind Geschichten, in denen man sich wiederfinden kann. Auch wenn die Musik, produziert von Tim Goldsworthy vom LCD Soundsystem mit einer Handvoll Musiker aus dem gemeinsamen Umfeld, für sich alleine stehen könnte, geht sie erst mit dem Gesang jene wunderbare Verbindung ein, die man nicht missen möchte.
So kann man also wirklich behaupten, daß Disco wieder da ist in den Discos (Clubs), und das in einer klassischen und doch auch zeitgemäßen Form. Was beim ersten Hinhören vielleicht noch direkt nach den Eighties klingt, kann man schon beim zweiten Mal als etwas Eigenständiges und Neues identifizieren: die Sounds und wie mit ihnen umgegangen wird, die Arrangements und schließlich natürlich die Vocals. Wer hätte schon gedacht, daß Antony einmal (so wie es gerade bei der ersten Single "Blind" geschehen ist) von Frankie Knuckles remixt wird und sich das Ergebnis noch dazu so schön anhört?
Hercules and Love Affair - Hercules and Love Affair
ØØØØ
Von null auf hundert: Ein eben noch völlig unbekannter New Yorker Produzent hat mit seinem Erstlingswerk gleich einmal eines der Dance-Alben des Jahres abgeliefert - darüber herrscht in den einschlägigen Medien große Einigkeit. Aber was ist wirklich dran am Retro-House von Zeus´ Sohn und dessen Liebesangelegenheit?
Kommentare_