Musik_V/A - Perry Rhodan: SOS aus dem Weltall

Swingende Weltraumflieger

Perry Rhodan kann singen. Wenn Sie das nicht glauben, brauchen Sie diese Compilation. So klingt es, wenn der Weltraum einmal Pause macht...    30.09.2003

Daß so manchem Gutleser beim unerwarteten Blickkontakt mit einem Heftroman der Marke "Perry Rhodan" die Augen zu bluten beginnen, ist keine Seltenheit. Neu hingegen ist: Dank dem deutschen Label Diggler Records und der Compilation "SOS aus dem Weltall" können echte Guthörer diesen Trick jetzt auch mit den Ohren üben.

Fans der Groschenheftinstitution hingegen dürfen sich über einen akustischen Klangbogen freuen, der Rhodan-Kompositionen aus drei Jahrzehnten auf einer Silberscheibe zusammenbringt, darunter jede Menge vergriffenes Material. In letztere Kategorie fällt beispielsweise die in den 70ern publizierte Single "Unser Mann im All", in der Herr Sherman Space mit schwerem Udo-Jürgens-Timbre die Abenteuer unseres kosmischen Heftl-Helden besingt: "Von Männern verehrt, von Frauen begehrt, doch von keinem beneidet..."

Von keinem beneidet wurde auch Regisseur Primo Zeglio, der 1967 mit "SOS aus dem Weltall" (4...3...2...1...morte) eine Kinoadaption der Serie ablieferte, die - ausnahmsweise - nicht nur bei Gutsehern und Marienstatuen heftiges Augenbluten hervorrief. Der ebenfalls auf der Diggler-Compilation enthaltene Soundtrack des italienisch-deutsch-französischen Science-Fiction-Versuchs ist vor allem wegen seines Komponisten Marcello Giombini interessant: In den 60er und 70er Jahren schrieb Giombini die Musik für eine Reihe von Spaghettiwestern, Thriller und Soft-Pornos, wobei er oft mit der Morricone-Solistin Edda Dell´Orso zusammenarbeitete. Eine weitere fannische Rarität ist das Stück "Lonely in Time", das von Richard Roßbach für den von Fans der Parallelserie "Atlan" gedrehten Home-SF-Streifen "Der Einsame der Zeit" komponiert wurde.

Ebenfalls enthalten sind eine Reihe von Rhodan-Kompositionen von Peter Thomas, der vor allem durch seine Soundtracks für diverse Edgar Wallace-Verfilmungen und die Serie "Raumpatrouille - Raumschiff Orion" Geschichte geschrieben hat. Die Rhodansche Musikgeschichte gibt die Diggler-CD leider nur unvollständig wieder, denn sowohl die niederländische Gruppe Sensus (die zum Perry-Rhodan-Weltcon 1986 die Nummer "More Than A Million Lightyears From Home" beisteuerte) wie auch die Rhodan-Titel des Ex-Tangerine-Dreamers Thomas Franke (der übrigens für den Soundtrack zur SF-Serie "Babylon 5" verantwortlich zeichnet) fehlen. Von diesem Manko abgesehen ist die "SOS aus dem Weltall"-CD aber eine interessante Zusammenstellung mit nostalgischem Einschlag für Sammler; Rhodan-Unbefleckte werden sich über die Kompositionen zum Teil eher wundern (und sollten eventuell blutstillende Mittel bereithalten).

Chris Haderer

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