Wunder - Was hält uns wach
Ø
WEA/Warner
(D/28. 6. 2004)
Nach dem Erfolg von Mia. und Wir sind Helden suchen Plattenfirmen verkrampft nach ähnlich klingenden Indie-Pop-Rock-Polit-Künstlern. Ein Major-Label wurde fündig. 18.07.2004
Viele möchten so sein wie Judith Holofernes mit ihren Helden oder Mieze mit Mia., doch es reicht meist nur für die zweite Liga, in der sich Bands wie Juli, Silbermond oder Etwas tummeln. Über qualitative Unterschiede scheinen die A & Rs der Labels großzügig hinwegzusehen. So verhält es sich auch in diesem Fall, denn der Opener "Töchter & Söhne" ist kein guter Einstieg für das Debütalbum "Was hält uns wach" von Wunder - aber immerhin ein durchaus angemessener, denn danach wird es nur geringfügig besser.
Neun Jahre lang spielten die Hamburger in Proberäumen, bei kleinen Auftritten und zu Demoaufnahmen. Und noch heute klingen sie wie eine junge Band, deren Schlager unter ordentlichem Ecstasy-Einfluß entstanden sind. Alles ist recht lieb, aber dünn, alles möchte gern Power haben und gegen die Welt rebellieren. So allerdings wird kaum einer hinhören, da weil die billigen Elektrobeats zu sehr ablenken. Aber das ist eigentlich ganz gut so, weil auch die Schülerbandtexte von Wunder nur fragmentarisch sind. In erster Linie will man wohl seine Fans bei einer tanzbaren Party ködern, und da sind natürlich die elektronischen Dancesounds viel wichtiger.
Vom Klang her sind alle zwölf Tracks ähnlich produziert. Bei "Alien Love Code" etwa kann sich die Akustikgitarre aus dem Intro des Songs leider nicht weiter behaupten, denkt sich wohl auch "You Make Me Feel so Sonderbar“ und ordnet sich dann brav den dumpfen Beats unter. Schade darum! Doch zurück zu den Texten, die eigentlich wichtig sein sollten: Egoismus spielt in den Lyrics von Wunder eine ganze große Rolle, was ja nicht immer schlecht sein muß. Aber hier ist er einfach nicht fordernd und arrogant genug, als daß man den Hamburgern Glaubwürdigkeit schenken könnte. So geht es dann mit semi-Mainstream-politischen Parolen und schwachen Reimen weiter. Ab und an kommt noch etwas Kitsch like Rosenstolz dazu.
Wunder scheinen ein halbherziges Produkt auf der Rock-Elektro- deutsche-Texte-und-süße-Sängerin-Schiene zu sein, kommen jedoch weder musikalisch oder inhaltlich ähnlich anspruchsvoll und polarisierend rüber wie Wir sind Helden oder Mia. Kein Wunder.

Wunder - Was hält uns wach
Ø
WEA/Warner
(D/28. 6. 2004)
Zweiter Versuch für alle! Nach drei Jahren Pause schrammeln sie auf ihren Gitarren, wie es immer sein sollte. Ohne Sommerhit auf MTVVIVA, aber mit vielen kleinen Hits.
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