Plötzlich tauchte ES beim Kindergeburtstag auf: kugelig rund, violett und mit großen Augen. Ein abscheulicher Wasserkopf mit Tentakeln. Kinder lieben sowas. Nicht nur in Taiwan. 06.02.2004
ES bringt die Kinder zum Lachen - oder auch zum Fürchten, je nach Temperament der lieben Kleinen. An den Tentakeln kann man prima ziehen. Und das ist noch lange nicht genug: Gibt man dem monströsen Ball einen festen Fußtritt, so fliegt er nicht nur aufgrund seiner luftigen Füllung lustig durchs Wohnzimmer, sondern es schlägt auch noch ein in seinem Inneren eingebauter Lachsack an, der ein heiteres, unschuldig klingendes Kinderlachen von sich gibt, ein deutliches Einverständnis sozusagen, daß der Kick gerade hart genug war.
Früher, als unsereins sich noch mit unterernährten Milchzähnen durchs Kindesalter beißen mußte, hatte man sowas ja nicht - da konnte man bestenfalls gebrauchte Fußbälle (nach dem Seelsorgeunterricht) oder die jüngeren Geschwister treten. Heute hingegen versetzt man so einem extra angefertigten Alien einen Spitz, und der freut sich sogar noch darüber. War es wirklich genau das, was sich vorangegangene Generationen für ihre Kinder und Kindeskinder gewünscht haben? Denken Sie einmal darüber nach; wir tun es bestimmt nicht.
Stattdessen gleich ein anderer Wasserkopf-Tentakel-Belastungstest: Wir lassen den violetten Ball aus der flachen Hand zu Boden fallen. Totenstille. Sämtliche Bewegungsvektoren sinken gegen Null und verharren dort. Offenbar haben sich die Entwickler des seltsamen Spielzeugs nichts Böses dabei gedacht, aber es bleibt doch die grausame Tatsache: Je fester man auf die violette Monstrosität draufhaut oder -kickt, sie gegen die Wand schlägt oder sonstige akrobatischen Kunststücke unternimmt, um ihr den Garaus zu machen, je mehr weiß sie das zu schätzen, da lacht sie und will gar nicht mehr aufhören.
O ja, meine Lieben, genauso verhält es sich auch in der westlichen Wohlstandswelt, deswegen eignet sich dieses Ding auch so gut als Gleichnis, mit dem sich Vorschulkinder besser aufs Leben vorbereiten können: Wenn uns was nicht paßt, schlagen wir doch alle einfach nur zu. Und fangen Sie jetzt bloß nicht mit diesem ewigen Herumargumentieren und -diskutieren an! Pure Zeitverschwendung. Heutzutage kommt man nur mit gnadenloser Ellenbogentaktik weiter, ob beim Billa oder im Berufsleben.
Aber keine Angst. Wir haben konventionelles Kriegsspielzeug erfolgreich schlechtgemacht, also werden wir das auch noch mit scheinbar harmlosen Plastikbällen schaffen. Wäre doch gelacht, wenn man für Aggressionsschübe des Kleinkindes nicht wen anderen verantwortlich machen könnte! Auf der Packung des fragwürdigen Spielzeugs stehen Belanglosigkeiten wie: "Dieses Spielzeug regt die Motorik ihres Kindes an und hilft dabei, den Tastsinn zu entwickeln." Da tut´s doch auch eine Kugel aus gelesenen, unrecycleten Zeitungen oder der gute alte Henkeltopf aus der Küche, vor allem, wenn der Sprößling auch noch mit dem Kochlöffel draufhauen darf...
Aggressionsförderndes Asiatenspielzeug hat jedenfalls nichts beim Kindergeburtstag verloren, und so darbt der lachende Kunststoffdepp voll aufgeblasen im Schlafzimmerkasten vor sich hin. Wir schaffen es nämlich nicht, die Luft rauszulassen. Wer weiß Rat?
Das Wiedersehen mit Bayerns Besten gerät auf deren sechstem Album zu einer sanften und melancholischen Reise ins Innere.
Die Ambient-Dub-Veteranen geben ein starkes Lebenszeichen von sich. Ihr vor einem Jahr exklusiv für den japanischen Markt erschienenes Album ist nun weltweit erhältlich.
Das mehr als zehn Jahre erwartete dritte Album des nach einer englischen Hafenstadt benannten Trios bietet alles mögliche - nur nicht das, was sich der ausgehungerte Fan erwartet hat ...
Trent Reznors neues Werk besteht aus 36 Instrumental-Songs, die über das Internet vertrieben werden. Trotz fehlenden Gesangs hört man deutlich, wer da an den Reglern saß.
Die Gründerväter des Gothic-Rock präsentieren nach 25 Jahren Pause ihr fünftes Studioalbum "Go Away White". Ernst Meyer begibt sich zu diesem Anlaß auf Zeitreise.
Zwischenstation Zugänglichkeit? Der neunte Longplayer der Herren Booth und Brown ist in 20 Sound-Miniaturen gegliedert, die man guten Gewissens Popsongs nennen könnte. Na ja, zumindest fast ...
Kommentare_