Anläßlich der dilettantischen und geschmacklosen Drapierung des letzten liberalen Potentaten der katholischen Kirche, Kardinal König, stelle ich fest: Es tut wieder gut, evangelisch zu sein. 20.04.2004
Als meine Frau noch meine Geliebte war und unsere Tochter nicht einmal geplant, fragte sie mich eines Abends endlich zaghaft, aber doch: "Sag mal, was sind denn eigentlich die Unterschiede zwischen Protestanten und Katholiken?" Ich erklärte ihr, daß es unmöglich sei, jahrhundertelange Reformationsgeschichte in einer numerischen Liste zusammenzufassen.
Aber wer kann seiner eigenen Frau schon mit Erfolg widersprechen? Außerdem mußte ich ja wieder einmal den "Allwissenden" spielen. Also zählte ich dann doch die paar - sagen wir mal - "wesentlichsten" Unterschiede auf:
Protestanten haben:
1. keinen Marienkult
2. keine Heiligen
3. keine Beichte
4. keinen Papst
5. keine Klöster (eigentlich schade)
Und an dieser Stelle gingen mir auch schon die Luft und die Finger der linken Hand aus. Ich wurde ungeduldig, da solche Tabellen dem Kulturmenschen bekanntlich ein Greuel sind. Allgemein bekannt ist ja meist nur ein Detail: Bei uns "Evangelischen" dürfen auch Frauen die Priesterweihe empfangen - und sollen das sogar auch. Weiters dürfen Priester und Pastoren heiraten. Man erspart sich damit diese lästigen Lügen und Vaterschaftsklagen, ja, mehr noch, der Pastor ist seiner Gemeinde ein gutes Vorbild, und zwar in allen Belangen, auch den ehelichen. Das hat auch entfernt mit Logik zu tun, denn nur ein Priester, der selbst verheiratet ist, kann die Eheprobleme seines Nächsten verstehen und qualitativ beurteilen.
Irgendetwas fehlte aber immer noch. Wer je in der granitenen Kirche zu Old Aberdeen den kühlen Hauch der Äonen überdauernden Steinmauern einatmete, wird diese Impression nie wieder los. Ein gemauerter Quader gigantischen Ausmaßes, kein Kruzifix, nackte Kahlheit sogar dort, wo selbst bei den Heiden Bärenschädel lauerten. Niemals Räucherwerk. Keine Bilder, keine Statuen, nur kahle, unbehauene Steinwände. Und weit und breit keine Bänke zum Hinknien.
Die anglikanische Kirche, ebenfalls protestantisch, dient der Gemeinde nämlich als Versammlungsort zum Debattieren und Nachdenken und natürlich auch Beten. Ein Redner, der sich in Bewegung befindet, also auf und ab geht, ist allemal besser in der Lage, komplizierte Schachtelsätze (Exegesen) auszuformulieren als ein Fürbittsteller, der knieend auf Erlösung wartet. Nichts soll uns Evangelische ablenken, kein Pomp, kein Glamour, sodaß wir immer das Wesentliche im Auge oder vielmehr im Kopf behalten: das Wort Gottes. Die schwarze Kleidung drückt genau das aus. Und sonst gar nichts.
Die Katholiken hingegen scheinen eine ausgeprägte Vorliebe für das Edelmetall Gold zu besitzen. Das goldene Leuchten in den Kirchen (vor allem in Barockbauten) soll die Gläubigen an eine goldene Zukunft oder gar Nachwelt glauben lassen.
Werfen wir einen letzten Blick auf das makabre Kardinals-Totenspektakel im Stephansdom: Ein nicht endenwollendes Spalier Schaulustiger, Politpromis und sonstiger Gaffer schob sich am Aufgebahrten vorbei. Dr. Franz König hätte sich wahrlich ein menschenwürdiges Begräbnis verdient gehabt...
Überhaupt haben pittoreske Geschmacklosigkeiten wie die oben erwähnte "offene Aufbahrung" in einer Metropole europäischen Zuschnitts nichts, aber auch gar nichts verloren. Ein Sarg mit Sichtfenster hätte es auch getan. Irgendwann müssen sich doch auch die orthodoxesten Katholiken in der Neuzeit einfinden. Als Angehöriger der reformierten lutherianischen Kirche hoffe ich inständig, daß solche Verunglimpfungen hiermit der Vergangenheit angehören.
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