Musik_Biosphere - Shenzou

Öde Diaschau

Ambient-Platten schweben immer hart am Rande der Belanglosigkeit - und es kommt auch vor, daß sie den Hörer in Sound-Umgebungen schicken, in die er sich nicht einmal für Geld begeben würde. Da kann auch Debussy nichts retten.    14.10.2002

Gottlob gibt es immer noch Zentraleuropäer, die mit ihren altmodischen Photokameras für ihr Leben gern Urlaubsbilder aufnehmen. Denn ehrlich - was würden Touch Records wohl ohne Jon Wozencrofts Diasammlung machen? Aber aufgepaßt: Wir leben in einer schnellebigen Zeit, wo ein solches Konzept bald ziemlich überholt aussehen könnte ...

Die Elemente Holz, Wasser und Luft auf dem Cover dieser CD symbolisieren leider schon, daß hier nichts komplett ist. Was der Biosphäre dringend fehlt, ist die Erde, das Substrat (vgl. Biosphere: "Substrata"). Daß Herr Jenssen ein famoser Sound-Architekt ist, hat er oft unter Beweis gestellt; und wir reden hier nicht über Bit-Raten oder die physikalischen Gesetze der Kompression. Der Klang von "Shenzou" ist so gut, wie es ein Speichermedium mit eingeschränkter Wiedergabedynamik (die Audio-CD) eben erlaubt.

Grundlage für Jenssens neue Reihe ist Claude Debussy - nur die orchestralen Werke, versteht sich. Die Routine des Verwurstens macht aus dem Komponisten jedoch bedauerlicherweise etwas, das er garantiert nicht war: einen Langweiler. Die ersten zehn Stücke der Scheibe bauen auf lieblos ausgewählten Loops diverser Orchesterstücke auf. Für Biosphere ist dies ein unerklärlicher Schlag ins Wasser. Ist der Meister des nordischen Deep Ambient im Off gelandet? Vielleicht war´s ja auch nicht seine Idee; wir werden es nie erfahren. Die letzten zwei Songs sind dann wieder eigene Kompositionen, die ebenfalls durch Belanglosigkeit glänzen. Ärgerlich ...

Ernst Meyer

Biosphere - Shenzou

Ø


Touch/Mego (GB 2002)

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