Musik_Chimaira - The Impossibility of Reason

NuMetal ist tot!

Die US amerikanische Metal-Szene brodelt heiß wie schon lange nicht mehr. Und ein kreuzbraves Sextett aus Cleveland demonstriert, daß Power-Metal ganz groß zurückkommt.    02.01.2004

Ja, es ist ein rabenschwarzes Album, das Sänger Mark Hunter mit seinen Mannen hier eingespielt hat, "pure american Metal" wie das jetzt heißt. Die Brachialgitarren wurden runter aufs tiefe C getunt. Und geschickt umging man alle gängigen NuMetal-Klischees. Kein (Korn-)Rap, keine (Killswitch Engage-)Breakbeats oder clowneskes (Slipknot-)Gezappel stören den ehrlichen, echt gespielten Bastard-Sound. Ab und an bereichern dezente Synthie-Cluster den darken Sound durchaus malerisch. Und geradezu ungeheure Kräfte entfesseln Tracks wie "Pure Hatred", "Stigmurder" oder "Down Again". Rhythmuswechsel und seltsame Stimmungsschwankungen erzeugen stets einen erbaulichen Spannungsbogen.

Wir erinnern uns: Die mythische Bestie Chimära, ein Schrecken der griechischen Antike, besitzt einen Löwenkopf, einen Ziegenkörper und zu guter Letzt ein Schlangenende. Keine Angst, so uneins agieren die getriebenen sechs Musiker nicht, denn als Vorgruppe von Slayer, Fear Factory oder Danzig hatten sie Hunderte Gelegenheiten, die harte Live-Realität am eigenen Leib zu erfahren. Und sie wissen genau, was ihre Fans wollen. Mit ihrem straighten, jeden Trend negierenden Metal haben sich Chimaira im Laufe der Jahre eine treue Fangemeinde erarbeitet, die stetig anwächst.

Manch engstirniger Retro-Grunzer meint vielleicht, der Band-Stil sei nicht wirklich neu, der harsche Gesang Mark Hunters nicht eigenständig. Doch Hunters vocals sind zu 100 Prozent genauso, wie er sie haben will - einprägsam und vergleichsweise gut verständlich. "The Impossibility of Reason" ist obendrein saugut produziert, es schwitzt aus allen Poren. Also, Chimaira: Hü hott, auf nach Europa!

Ernst Meyer

Chimaira - The Impossibility of Reason

ØØØØ


Roadrunner/Musica (USA 2003)

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