Console - Reset the Preset
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Virgin (D 2003)
Der ernste Deutsche, der Elektroniktüftler, der Geräuschefabrikant und Studentenbespieler entdeckt ganz im allgemeinen die Melodie wieder. Dabei helfen ihm zum einen die Wärme des Südens, zum anderen aber Frauenstimmen. 03.02.2003
Martin Gretschmann alias Console (und fixes Bandmitglied von The Notwist) treibt Schabernack. Mit dem opulenten Zweiteiler "Reset the Preset" stellt er die Weichen für seine Zukunft - eine, die bunt ist, voller Melodien. Die kantige Schroffheit wurde zugunsten schmeichlerischerer Klänge beschnitten, der Groove ausgezogen wie ein Strudelteig. Bemerkenswert sind daher auch die Längen der Kompositionen, die voll Stolz am Cover angegeben sind. Und ein Zweiteiler ist das vorliegende Werk deshalb, weil CD 1 ("reset") die gesungenen Versionen enthält und CD 2 ("preset") Instrumental-Mixes.
Zum ersten Mal in Consoles Geschichte hören wir eine tragende Frauenstimme. Ob Miri Oberrieder tatsächlich Deutschlands Antwort auf Björk ist, wie manche orakeln, sei freilich dahingestellt - erfreut sie uns ja nicht vermittels exaltierter Kinderstimme, sondern mit dem leicht blasierten Timbre einer einprägsamen Thirtysomething, vage erinnernd an Samantha aus SATC.
In Barcelona, wo das Album eingespielt wurde, sind die Winter milde, dafür sorgt die Nähe der Sonne. Das dürfte auf den Weilheimer Mad Technician durchaus belebend gewirkt haben. Auf "Reset the Preset" keimen dermaßen die Frühlingsgefühle - wer da nicht die Schwingungen spürt, ist noch nicht reif für 2003! Stilistisch dreht sich alles um deutsche "Indietronic". Console und einige andere (z. B. Gudrun Gut/Ocean Club Berlin, Ladytron etc.) haben diesen Stil vor ein paar Jahren neu erschaffen und geben nunmehr selbst die spärlichen Proponenten ab. Aber langsam spricht es sich ja herum, daß Melodie wieder gefragt ist, nicht nur in der zeitgenössischen Elektronik. Davon zeugen auch Consoles Remixprojekte vergangener Jahre. Geht es nämlich um die Mixkünste Gretschmanns, geben sich Genregrößen wie Björk (die echte), Aha! und Depeche Mode die Klinke in die Hand. Nur weiter so. Und "Surfin Atari" wäre die bessere Single-Auskopplung gewesen, mit oder ohne die Beach Boys.
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