Musik_Digitonal - 23 Things Fall Apart

Digital, minimal, digitonal

Würde man dem durchschnittlichen Hörer von einer Kombination aus Synthesizer- und Geigenklängen erzählen, dann müßte man mit Unverständnis rechnen. Aber wer ist schon durchschnittlich?    27.01.2003

Was passiert eigentlich, wenn man Minimal-Music (z. B. im Stile von Wim Mertens "The Belly of an Architect") mit Contemporary Electronica vermischt? Richtig! Normalerweise nichts Gutes. Normalerweise - denn die Londoner Andrew Dobson (Programmierung) und Samy Bishai (Violine!) zaubern aus den lichten Höhen ihrer mathematischen Melodik sieben lange Tracks, die in Zukunft als Referenz gelten werden. Die beiden Tüftler konstruieren mit erstaunlicher Leichtigkeit eine stabile Brücke, die Legionen minderbegabter Technokraten verwehrt blieb. Über 40 Minuten lang erstrecken sich die Tracks wie gigantische Pfeiler, prallvoll mit klassischen Ornamenten - und verbinden das Melodische mit dem Abstrakten, die Strings mit den eckigen Beats. Manche Stücke strahlen zusätzlich einen eigentümlichen Magnetismus aus, wie man ihn sonst nur von den ganz Großen des elektronischen Fachs (Aphex Twin, Autechre, Plaid etc.) kennt. Verfängt man sich erst einmal in den Mäandern ihrer vielfarbigen Streicher, lassen sie einen nicht mehr los. Die Musik scheint sich im Hirn zu verselbständigen, und Zeit zerfließt zu Nichts. Besondere Empfehlung - nicht nur wegen des farbigen Vinyls ...

Ernst Meyer

Digitonal - 23 Things Fall Apart

ØØØØØ


Toytronic Records (GB 2002)

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