Gwen Stefani - Love Angel Music Baby
ØØØØ
Interscope/Universal (USA 2004)
Während die Britneys und Kylies dieser Welt das Weihnachtsgeschäft mit faden "Best of"-Alben fluten, platzt diese Partybombe doppelt laut. 29.11.2004
Gwen Stefani, das exaltiert/lasziv/grelle Ex-Frontgirl von No Doubt, hat auf "Love Angel Music Baby" nichts dem Zufall überlassen und eine erstaunliche Menge an Produzenten angemietet. Studiotechnisch ist ihr Album also gewiß ein ehrgeiziges Projekt - obwohl das ja nicht wirklich etwas Neues ist. Die Credit-Liste liest sich dann auch wie ein Who´s who der US-Dancefloor-Szene. Von ihrem Exfreund Tony Kanal über Andre3000 von Outkast, The Neptunes, Nellee Hooper, Dr. Dre, Eve, Jam´n´Lewis, Dallas Austin, Princes Weggefährtinnen Wendy und Lisa bis hin zu Peter Hook und Bernard Sumner von New Order - alle sind sie angetreten, ihr Starthilfe zu geben.
Und Gwen dankt es ihnen, indem sie den Producern bei der Song-Gestaltung nicht allzuviel dreinredet. Das bewirkt gleich zweierlei: Einerseits ist das Album extrem abwechslungsreich, und andererseits kann jeder musikalisch Eingeweihte buchstäblich heraushören, wer was produzierte. Herausragend sind "Bubble Pop Electric", Johnny Vultures ultraschnelles Elektro-Zerhacker-Stück, sowie die Single-Auskopplung "What You Waiting For?", ein Gassenhauer, den man nicht so schnell wieder aus seinen Gehirnwindungen herausbekommt.
Ganz nebenbei ist "Love Angel Music Baby" auch das bestangezogene Pop-Album des Jahres. Stefani, die schon immer ein Faible für Flohmarktkleidung hatte, entdeckte dortselbst auch gleich den musikalischen Background für ihr Album (alte Schallplatten). So findet man auf "Rich Girl" den Refrain von "Fiddler on the Roof", erinnert "Hollaback Girl" mit seinem wüsten Gestampfe an "We Will Rock You" von Queen, und läßt "Crash" an Prince denken. Kein Zweifel, ihre Inspirationen stammen größtenteils aus den 80er Jahren. Vom klassischen Techno ("What You Waiting For?") bis zum Cindi-Lauper-Rip-Off "Cool" wird jedes Klischee augenzwinkernd ausgeschlachtet.
Die verhältnismäßig harmlosen Song-Texte kreisen um die bekannten Inhalte: Mode, Lifestyle, Sex und Geld. Die einzige Ausnahme ist "We Got A Long Way Home", ein Zitat von Martin Luther King. "Wird Gwen jetzt auch noch politisch?" fragt sich der entsetzte Fashion-Fan ... Aber nein, diese Nische hat doch schon Madonna mit ihrem letzten Album besetzt. Gwen Stefanis Leben gleicht einer einzigen langen Dance-Party zwischen japanischen Einkaufszentren (vorzugsweise in Harajuku) und noblen Tonstudios. Daran ist nichts auszusetzen. Und herausgekommen ist dabei ein Soloalbum, das mitunter mehr einem Comic gleicht als einem Tonträger - und DAS ist wirklich was Neues.
Gwen Stefani - Love Angel Music Baby
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