Musik_Kettel - Cenny Crush

Des Knaben Wunderhorn

Der 19jährige Musik-Freak macht mit seinem neuen Album konsequent weiter, wo der Vorgänger aufhörte. Ein beherzter Soundtrack für eine ausgeglichene Psyche.    26.05.2003

Reimer Eising zählt gerade mal 19 Lenze - und wie es scheint, hat er seine gesamte bisherige Jugend in einem Studio zugebracht. Während Gleichaltrige debilen Computerspielen frönten, saß Klein-Reimer artig hinterm Mischpult und studierte aufmerksam die mannigfaltigen Geheimnisse des Elektronische-Musik-Machens. Wen wundert es, daß aus dieser frühen Veranlagung längst eine Passion wurde? Davon zeugt auch Kettels ellenlange Diskographie. Seit seinem letzten Release "Smiling Little Cow" ist wenig Zeit vergangen, doch genug für eine Veränderung.

Kettel macht auf "Cenny Crush" konsequent dort weiter, wo er mit dem Vorgänger aufhörte, und reduziert die harsche Rhythmik deutlich zugunsten einer verbesserten Harmoniewahrnehmung. Drastische Höhepunkte sind auf "Cenny Crush" nicht zu verzeichnen. Vielmehr entstehen ganz im Sinne einer "Neuen Konkretheit" beherzte Soundtracks für eine ausgeglichene Psyche. Wer Interpreten wie Sense oder Geiom (beide auf Neo Ouija) schätzt, wird auch Kettel in sein Herz schließen.

Als Anspieltip bietet sich "Kinny the Cow" an. Verhaltene, pianesque Dreiklänge wetteifern mit gefilterten Shuffle-Breaks um die Gunst des Hörers. Die Arrangements sind dicht und spannend, aber erst wenn wir unser analytisches Gehör ausschalten, erfassen wir Reimer Eisings Talent als Ganzheit. Wie ein Wasserfall prickeln tausendfach liebreizende Klänge durch unsere Ganglien und treiben uns aus dem Alltag ins Reich der Musik. Danke!

Ernst Meyer

Kettel - Cenny Crush

ØØØØØ


Djak-Up-Bitch (NL 2003)

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