Musik_Kim Hiorthoy - Hei

Eskimos und Hutzis

Graphiker hören nicht nur Musik, sie produzieren sie auch gern. Und so eklektisch wie bei der Auswahl der Bilder und optischen Stilelemente verfahren sie auch beim Sound-Design. Das müssen Sie hören.    07.10.2002

John Peel mag Kim Hiorthoy. Das allein besagt noch nicht viel, jedoch hat Mr. Peel bekanntlich seit Urzeiten ein besonders feines Gespür für talentierte aufstrebende Künstler aller Sparten, auch der Elektronik.

Kim Hiorthoy ist in Wahrheit kein Unbekannter. Als Multimedia-Designer hat er sich in Skandinavien längst einen Namen gemacht - unter anderem mit der Gestaltung der CIs für hierzulande gänzlich unbekannte Labels wie Motorpsycho oder Rune Grammofon. Unlängst erschien im deutschen Die-Gestalten-Verlag auch ein Design-Buch mit dem lustigen Titel "Tree Weekend". Spätestens jetzt ist klar, daß Kim Hiorthoy ein kreativer Power-User ist, der keine Grenzen kennt. Bilder und Musik, Design und Komposition, alles läßt sich am Rechner generieren - was zählt, sind Ideen.

Und Ideen hat Hiorthoy mehr als genug; davon zeugen die schnell wachsende Diskographie und sein Erstlingsalbum "Hei", soeben erschienen auf Vertical Form (London). Wie eine Perlenkette fädelt Kim seine schrulligen Musikideen und Sounds zu einem faszinierenden Longplayer auf, der seinesgleichen sucht. Das virtuos gespielte Omaklavier aus dem Nebenzimmer erinnert vage an Adam Butlers ziemlich geniale Arbeiten (z. B. "Vert"), hier wie da werden Träume und Wirklichkeit zu einer allumfassenden, pulsierenden Matrix ineinandergemischt. In Kims hermetischer Welt treffen sich Eskimos und Hutzis, Klassik und Moderne zu einem atemberaubend spannenden Hörerlebnis.

Ernst Meyer

Kim Hiorthoy - Hei

ØØØØ


Vertical Form/Indigo/Hoanzl (GB 2002)

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