sToa - Silmand
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(Photos © www.ankemerzbach.de)
Alice in ... (Broken Silence) (D 2008)
Das 1991 vom Hallenser Musikwissenschaftler und Philosophen Olaf Parusel gegründete Musikprojekt findet mittlerweile begeisterte Anhänger in Mexiko, Brasilien und China. Nach sieben Jahren Pause erscheint nun ein Stück zerbrechlicher, zarter Musik, die den Hörer aus der Realität fast gewaltsam in sein Innerstes entführt. Dr. K wagte den extra poetischen Selbstversuch ... 31.10.2008
sToas neues Werk "Silmand" (Seelenmonat) ließ lange auf sich warten. Doch passend zur jahreszeitlichen Stimmung lag an einem stillen Herbstabend die in eher unscheinbarem Grün gehaltene CD-Hülle vor mir, während ich das erste Mal in dieser Saison duftendes Buchenholz Scheit für Scheit im Kamin in Rauch aufgehen sah und dazu einen wohltemperierten trockenen Roten genoß. Laut Packungsbeilage sei genau dieses Ambiente zum Konsumieren der Musik empfohlen. Nach einer dramatischen Pause klackte die Abspieltaste am CD-Player, das Laufwerk begann mit feinem Summen seine Kreise zu drehen - und schon sank ich wie hypnotisiert in die Tiefe einer Welt aus regenwassergleichem Gitarrenspiel. Die Viola, die nach wenigen Sekunden das erste Stück "Sakrileg" führte, schnitt mit herzzerreißender Melancholie tiefe Furchen in mein über das Fortgehen des Sommers ohnehin betrübtes Gemüt.
Dank Unterstützung der Gastsängerin Lousia John-Krol erheben sich beim folgenden Stück "Broken Glass" Heerscharen kleiner Härchen zu wiegendem Tanze, gleich dem reifenden Korn im leisen Wind, vom Genick hinunter bis zu den Armen; Härchen, so schien es mir, von deren Existenz ich bisher noch nicht im entferntesten Kenntnis gehabt hatte. Kunstvoll, zeitlos, und doch teilweise subtil kraftvoll spielen sich die klassischen und neofolkartigen Stücke in das Gemüt. Umrahmt von Gesang, der mir mal - wie beim dritten Stück "La Luna Blanche" - zartfühlend das Haar streichelt, mal wie der von Peter Nooten beigesteuerte Sprechgesang auf "My Last Way" das Gewissen im Hinterkopf in nagende Unruhe versetzt, trägt mich Meister Parusel auf einer Woge aus wechselnden Gefühlen bis zum dramatischen Höhepunkt des Albums, der von Ralf Jehnert (Love is Colder than Death) besungen wird: "A Drinking Song".
Besagte Nummer sticht auch stilistisch aus den sehr klassisch und spärlich mit Percussions versehenen Musikstücken hervor - durch ihren zwar sehr atmosphärischen Grundtenor, aber solitären Einsatz eines in diesem Kontext fast profan anmutenden Schlagzeugs. Und als mit "Tacitum" die letzte Saite des Konzertflügels verhallte, blieb ich, unfähig mich zu regen, mit dem leisen Knistern des rotglimmenden Buchenholzes im Sessel sitzend zurück, ab und zu am Rotwein nippend und einen Zug von der Zigarette genießend. Erst als beides zur Neige ging, riß mich mein glutschmerzender Finger in die Realität zurück. Immer, wenn so etwas geschieht, ist es nicht nur Musik, sondern zu Musik gewordene Emotion. Kostbar und selten - und in sich für mich perfekt.
sToa - Silmand
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(Photos © www.ankemerzbach.de)
Alice in ... (Broken Silence) (D 2008)
Anläßlich der aktuellen Albumveröffentlichung der Luxemburger fand EVOLVER-Autor Dr. K Gelegenheit, Jerome Reuter - Texter und Songwriter der Band - genauer ins Verhör zu nehmen.
Ein Album mit Suchtpotential - von einer Band, die den Geistesarbeiter im Namen trägt: Darf man sich da noch wundern, daß sich hinter der deutschen Truppe ein Psychiater als Mastermind verbirgt?
Hinter einem finsteren, klischeebehafteten Band-Namen versteckt sich ein weit offeneres und weitblickenderes Projekt, als man dies auf den ersten Blick erwarten würde. Mit den Jungfrauen aus dem Plattentitel hebt der Hörer im heimischen Sessel zu einer faszinierenden Zeitreise ab - von Brüssel über Algerien bis zur Seidenstraße.
Das 1991 vom Hallenser Musikwissenschaftler und Philosophen Olaf Parusel gegründete Musikprojekt findet mittlerweile begeisterte Anhänger in Mexiko, Brasilien und China. Nach sieben Jahren Pause erscheint nun ein Stück zerbrechlicher, zarter Musik, die den Hörer aus der Realität fast gewaltsam in sein Innerstes entführt. Dr. K wagte den extra poetischen Selbstversuch ...
Hinter dem Namen, der ungewollt Assoziationen zu einem japanischen Sammelkartenspiel weckt, versteckt sich ein deutsch-amerikanisches Industrial-Trio. Und weil der EVOLVER auch die Schwarzträgerszene nicht ignorieren will, widmet sich unser redaktioneller Neuzugang Dr. K dem fünften Album der Band.
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