Print_John Punisher - Schwarzbuch der Rache

Schwatzbuch

Rache ist süß - ganz im Gegensatz zu diesem kläglichen Werk aus dem Eichborn-Verlag, dem mit Abstand unnötigsten Buch eines ohnehin verregneten Sommers.    29.07.2004

Rache, so verrät uns der Buchrücken, ist gesund. Denn, so heißt es weiter, "sie befreit und lindert den seelischen Schmerz. Aber das ist längst noch nicht alles: Kultivierte Rache fördert neben Mut und Kreativität auch unsere planerischen und organisatorischen Fähigkeiten."

Vom hehren Vorsatz ist im Text allerdings nicht viel übrig geblieben (zudem Rache auch eher die Fortführung von Unrecht ist als ein Recht, auf dessen Ausübung ein Anspruch besteht). Der Autor, der unter dem zum Kotzen lustigen Pseudonym John Punisher werkt, schreibt nämlich nicht über Rache, sondern über (bisweilen gemeingefährlichen) Alltagsterrorismus. Fast alle geschilderten Aktionen sind entweder gesetzeswidrig oder menschlich unter jeder Gürtellinie, sodaß man sich spätestens auf Seite zehn die Frage stellt, wie man sich für diesen bornierten Schund am besten beim Eichborn-Verlag rächen sollte (analog zu den Vorschlägen im Buch wären ein Brandanschlag oder die Übermittlung von Milzbranderregern angebracht). Fazit: wer auch immer sich hinter dem Namen John Punisher versteckt - ein genialer "Con-Artist", dem seine Opfer freiwillig ins Netz hüpfen, ist er sicher nicht. Anstatt seine sozialen und psychologischen Probleme gemütlich auf der Couch mit dem Therapeuten seines Vertrauens zu besprechen, hat er ein Buch geschrieben und sich an der lesenden Menschheit gerächt.

Unsere Retourkutsche fällt subtiler aus als die seine: Wir kaufen den Scheiß einfach nicht.

Chris Haderer

John Punisher - Schwarzbuch der Rache

(The Blackbook of Revenge)


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Eichborn-Verlag (Frankfurt 2004)

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