Fortsetzung...

Eines der wenigen wirklich exzellenten Features von "Diablo II" ist das Benutzer-Interface. Mit einem Knopfdruck hat man alle wichtigen Informationen (Inventory, Skills, Character Info) auf einer Bildschirmhälfte, während die andere Hälfte weiterhin einen Blick auf das Geschehen freigibt; eine klasse Lösung, die es erlaubt, gleichzeitig Sachen im Inventory herumzuschieben und umherstreunenden Zombies den Schädel einzuschlagen.

Weil wir gerade beim Schädelverbeulen sind: Am Kampf hat sich im Vergleich zum Vorgänger Gott sei Dank nicht viel geändert. Die Mousebuttons sind je nach Laune des Spielers mit Angriffs-, Verteidigungs- oder Magiefähigkeiten zu belegen. Das Game läßt sich sehr leicht erlernen und kontrollieren, was bei der teilweise rasanten Action durchaus positiv ist.

Und last but not least gibt´s da ja noch das Battle.net. Hier kann man theoretisch im Internet gegen andere User antreten, was ziemlichen Spaß macht. Der Ausflug in die Online Game-Szene beginnt eigentlich ganz simpel: Sobald man den Multiplayer-Modus installiert hat, kann man eine Verknüpfung zum Battle.net herstellen. Danach muß man seinen Account mit einem Passwort sichern und schon kann man loslegen - theoretisch.

In der Praxis sieht das dann ungefähr so aus:

Als erstes wird gleich einmal ein Patch zum Programm installiert. Nachdem dies geschehen ist, befindet man sich im Battle.net-Chat und kann sich mit ein paar Usern unterhalten. Wenn man will, kann man durch einige simple Mouseclicks ein eigenes Spiel aufmachen, sofern man seinen Multiplayer-Charakter schon erstellt hat. Jetzt nur noch ein paar kurze Infos zum gewünschten Spiel eingeben (maximale Spieleranzahl, Levelunterschied usw.), und die Verbindung zum Server wird hergestellt. Doch dann passsierten während meiner Testphase schreckliche Dinge.

Bei 90 Prozent aller Versuche konnte ich kein Spiel öffnen, da der Server nicht aktiv war. Nachdem ich mich mit ein paar anderen Usern unterhalten hatte, erfuhr ich, das dieses Problem in regelmäßigen Abständen auftritt und der Online-Freude einen gehörigen Dämpfer versetzt. Falls mal doch ein Spiel aufging, kam es immer wieder zu dermaßen schlimmen Lags, daß "Diablo II" eigentlich fast unspielbar wurde. Der Höhepunkt des Spielergrauens ereignete sich allerdings erst um einiges später, als mein Level-12-Paladin plötzlich vom Server verschwunden war. Zu diesem Zeitpunkt war ich dann schon so sauer, daß ich den Multiplayer-Modus wieder deinstallierte und lieber noch solo ein paar Monster metzeln ging. Aber alles in allem war auch das nur eine kurze Befriedigung; also wandte ich mich nach etwa einer Stunde wieder meiner Game-Collection zu, auf der Suche nach einer neuen Herausforderung.

Fazit: "Diablo II" ist kein schlechtes Spiel. Es ist nur eines dieser Spiele, die oft in der Rubrik "schade drum" abgelegt werden. Dem Game ist die lange Entwicklungszeit deutlich anzumerken, doch da muß auch die Frage erlaubt sein, was es hier so lange zu tüfteln gab. Die Änderungen im Vergleich zu "Diablo" sind teilweise minimal und rechtfertigen die einjährige Verspätung in keiner Weise.

Wäre die technische Entwicklung auf dem Stand von Anfang 1999 stehen geblieben, so hielten wir jetzt ein technisches Highlight in Händen. Leider schreiben wir aber schon Mitte 2000, und andere Games haben "Diablo II" vor allem im Bereich Grafik deutlich überflügelt.

Um aber - in einem eleganten erzählerischen Bogen - auf den ersten Absatz meines Erlebnisberichts zurückzukommen: Das Problem mit "Diablo II" ist nicht das Spiel, sondern das Konzept. Eigentlich sollte das Game als Action-RPG Geschichte schreiben, doch wenn man es in seine einzelnen Teile zerlegt, bleibt ein schaler Geschmack übrig. Im Bereich Rollenspiel hat "Diablo II" nämlich nicht den Anflug einer Chance gegen Knaller wie "Baldur´s Gate" oder "Torment". Vor allem die noch für dieses Jahr zu erwartenden Neuankündigungen "Baldur´s Gate II", "Icewind Dale" oder "Pools of Radiance II" werden im Hinblick auf Story und Grafik völlig neue Maßstäbe setzen.

Die Action von "Diablo II" ist zwar schnell und brutal, doch mir persönlich ein wenig zu eintönig. Wenn schon Action, dann doch bitte von der Sorte wie "Soldiers of Fortune" oder "Quake III", die zwar nicht mit dem vorliegenden Game zu vergleichen sind, aber deutlich actionlastiger und technisch weitaus besser daherkommen.

Schließlich bleibt noch die Online-Fähigkeit von "Diablo II". Direkte Vergleiche wären hier mit Sicherheit unfair, da das Programm noch in den typischen Startschwierigkeiten steckt. Ein funktionierender Online-Modus könnte der dürftigen Langzeitmotivation von "Diablo II" sicherlich einen stark benötigten Push verleihen, aber bis dahin halte man sich lieber an "Ultima Online", "Dark Ages" oder "Quake".

Für Fans der schnellen Action, die keine hohen Ansprüche an Story oder Logik stellen, bleibt "Diablo II" trotz aller Mängel ein guter Kauf. Das Game ist schnell, bösartig und irrsinnig lustig, vorausgesetzt, man spielt nicht zu lange. Wem der erste Teil gefallen hat, der wird dieses Sequel lieben.



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