Kino_King Of California

X Marks the Spot

Im Film des Regieneulings Mike Cahill darf Michael Douglas erstmals seit Jahren wieder glänzen. Als schrulliger Lügenbaron und Hobby-Abenteurer mit Irrenhausvergangenheit überzeugt Mr. Zeta-Jones wie schon lange nicht mehr.    06.12.2007

Gut gelaunt begrüßt Charlie (Michael Douglas) seine 16jährige Tochter Miranda (Evan Rachel Wood). Der Mann hat auch allen Grund, glücklich zu sein - wird er doch nach jahrelanger Behandlung endlich aus der Nervenheilanstalt entlassen. Miranda, die ihren labilen Erzeuger nur mehr aus Kindertagen in Erinnerung hat, begegnet dem vermeintlich Geheilten mit Skepsis. Auf ihrer persönlichen Wetterkarte täglicher Verpflichtungen ist Charlie nun eine weitere Turbulenz, die es im Auge zu behalten gilt. Tatsächlich bedarf der unberechenbare Vater ständiger Beaufsichtigung.

Charlie hat nämlich einen Plan: In der Klinik ist er auf die Aufzeichnungen des Entdeckers Juan Florismarte Garces gestoßen. Diesen Unterlagen zufolge hat der Spanier im 18. Jahrhundert einen immensen Goldschatz in der nunmehr kalifornischen Nachbarschaft vergraben. Charlie ist sich sicher. daß der Schatz noch nicht geborgen wurde und nur darauf wartet, gefunden zu werden. Natürlich hält Miranda - vernunftbezogen und praxisorientiert, da seit Jahren auf sich alleine gestellt - nicht viel von den Spinnereien ihres Vaters. Doch der läßt sich nicht abbringen und forscht unverdrossen nach dem Fundort.

 

Das Jahr 2000 war ein gutes für Michael Douglas, der in den thematisch stark divergierenden Qualitätsproduktionen "Traffic" und "Wonderboys" beachtliche Auftritte absolvierte. Seither strauchelte der heute 63jährige durch Schema-F-Thriller und belanglose Komödien. "King Of California" darf somit getrost als Comeback des zweifachen Oscar-Preisträgers angesehen werden. Mit dem wunderlichen Charlie erschuf Autor und Regisseur Mike Cahill einen enthusiastischen, liebenswerten Charakter, scheinbar gefangen in seiner eigenen Traumwelt und gewillt, alles dafür zu tun, um sein Ziel zu erreichen.

Es ist wohl unmöglich, dem verschrobenen Schatzsucher nicht mit Sympathie zu begegnen. Mit lustigem Santa-Claus-Bart und kindlicher Abenteuerlust im Gesicht ist der Exzentriker eine äußert positiv strahlende Erscheinung und agiert völlig losgelöst von etwaigen gesellschaftlichen Restriktionen. Man möchte Charlie alles Gute wünschen auf seiner Entdeckungsreise im doppelten Sinne - einer Suche nach dem vermuteten historischen Goldschatz und der Wiedererlangung der verlorengegangenen töchterlichen Zuneigung. Weder die logisch begründeten Bedenken Mirandas noch die hochgradige Illegalität seines Tuns können den Glücksjäger aufhalten. Charlies Welt funktioniert nach ihren eigenen Regeln.

Evan Rachel Wood, die in dem provokanten Teenie-Drama "Thirteen" vor Jahren ihre erste Talentprobe ablieferte, ist hier nicht nur optische Dekoration, sondern vermag dem ausgelassenen Spiel ihres berühmten Filmvaters Paroli zu bieten. Die durch einschneidende Kindheitserfahrungen gestählte Miranda verzweifelt zunächst an ihrem überambitionierten Papa, taucht dann aber in seine Welt ein und schafft es schließlich, den verquerten Code des eigensinnigen Freigeists zu entschlüsseln.

Mike Cahill absolvierte zusammen mit Alexander Payne, dem Regisseur des lakonischen Roadmovies "Sideways", die Filmakademie. Während Payne nun als Koproduzent von "King Of California" fungiert, liefert Cahill ein erstaunlich leichtfüßig und geschlossen daherkommendes Regiedebüt ab. Er schlägt ein eher zurückgenommenes Tempo an und springt zwischen Flashback-Einschüben und der Jetzthandlung behende hin und her. Situationskomische Momente und nachdenklichere Sequenzen kommen in gesunder Ausgewogenheit zur Geltung; nichts wirkt aufgesetzt oder krampfhaft forciert.

So lohnt es sich wirklich, diesem eigenwilligen "König von Kalifornien" eine Chance zu geben. Auf Cahills kommende Werke darf man ohnehin gespannt sein.

Dietmar Wohlfart

King Of California

ØØØØ

Leserbewertung: (bewerten)

USA 2007

93 Min.

dt./engl. OF

Regie: Mike Cahill

Darsteller: Michael Douglas, Evan Rachel Wood, Willis Burks II u. a.

Links:

Kommentare_

Video
The Secret Man

Überzeugungstäter

Vom mächtigen FBI-Mann zum sagenumwobenen Whistleblower: Liam Neeson begibt sich als historisch bedeutsames Informationsleck "Deep Throat" in einen unlösbaren Konflikt. Regisseur Peter Landesman porträtiert einen kühlen Loyalisten, der bewußt zwischen die Fronten gerät.  

Video
Borg/McEnroe - Duell zweier Gladiatoren

Schlag auf Schlag

"Borg/McEnroe" durchleuchtet einen der introvertiertesten Stars der modernen Sportgeschichte. Um einen Björn Borg zu entschlüsseln, muß das Feld eines chronisch unterrepräsentierten Sport-Subgenres bespielt werden - eine Herkulesaufgabe mit Sverrir Gudnason und Shia LaBeouf in den Hauptrollen.  

Stories
50 Jahre Columbo

Der Unverwüstliche

Vor 50 Jahren schrieb ein derangierter kleiner Mann mit Glasauge und Trenchcoat TV-Geschichte: Ab 1968 zermürbte der von Peter Falk verkörperte listige Frank Columbo 35 Jahre lang ganze Mörderscharen mit provokanter Hartnäckigkeit. Dietmar Wohlfart erinnert an die beliebte Krimiserie.  

Video
Aftermath

Schicksalsgefährten ohne Zukunft

Ein Flugzeugunglück gebiert zwei tragische Figuren und verbindet sie auf unheilvolle Weise. In Elliot Lesters "Aftermath" - einer schlicht formulierten, überraschungsarmen Meditation über Trauer und Wut - übt sich Arnold Schwarzenegger in vehementer Zurückhaltung.  

Video
I Am A Hero

Held des Tages

Ein gescheiterter Comic-Zeichner behauptet sich unbeholfen, aber tapfer in den Wirren einer Zombie-Epidemie. Shinsuke Satos Adaption des gleichnamigen Manga-Erfolgs "I Am A Hero" bietet Kurzweil und satte Splatter-Action auf japanischem Boden.  

Video
The Eyes Of My Mother

Augenauswischerei

Nicolas Pesces karges Horror-Kleinod "The Eyes Of My Mother" widmet sich voll und ganz den verstörenden Anwandlungen seiner traumatisierten Hauptfigur, hat dabei aber außer stilvoller Schwarzweißoptik wenig zu bieten.