Kino_Secretary

Böses Mädchen!

Sex am Arbeitsplatz ist ja doch etwas Feines - zumindest in Steven Shainbergs komödiantischer "Venus im Pelz"-Liebelei mit dem derzeitigen "Rising Star" Hollywoods.    11.06.2004

Lee (Maggie Gyllenhaal) ist eigentlich ein ganz normales nordamerikanisches Durchschnittsmädchen, aber ihr Alltag im Rahmen einer dysfunktionalen Familie und eines völlig abwechslungs- und farblosen Suburb-Lebens hat Spuren hinterlassen. Sie entwickelte irgendeines dieser ominösen Borderline-Syndrome und fügt sich gern selbst Schnittverletzungen zu. Und weil der letze Jausenfeitel-Einsatz ein wenig zu tief ging, landete sie in der Psychiatrie. Immerhin ließ sie sich dort das Maschinschreiben beibringen...

Als sie freikommt, geht sie auf Job-Suche und wird von Anwalt Grey (James Spader) als Sekretärin engagiert. Das Arbeitsverhältnis beginnt allerdings schnell auszuufern. Nicht ganz zufällig ergibt es sich, daß Lee von Grey für Fehler kleine physische Bestrafungen erhält, und bald häufen sich Fehler und Strafen in voller Absicht. Grey findet ebenso Gefallen daran wie Lee, und die anfangs harmlosen S/M-Spielchen werden häufiger und heftiger - bis Grey in einem Anfall von Panik Lee kündigt und die ungewöhnliche, aber offenkundige Liebe auf die Probe gestellt wird.

Steven Shainbergs beim Sundance-Festival mit einem Jury-Spezialpreis ausgezeichnete Komödie hat einiges Polarisierungspotential. Der Film ist zwar niemals Exploitation, doch es bedarf eines sexuell befreiten Geistes, um die seltsame Affäre in ihrer Gesamtheit nachvollziehen zu können. Ist ein solcher vorhanden, kann die satirische Lovestory sogar überdurchschnittlich begeistern. Spader und Gyllenhaal sind jedenfalls großartig.

 

Klaus Hübner

Secretary

ØØØØ


USA 2002

104 Min.

dt. Fassung und OmU

Regie: Steven Shainberg

Darsteller: Maggie Gyllenhaal, James Spader, Jeremy Davies u. a.

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